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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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„JETZT BIN ICH DER TOD GEWORDEN“ – Kritik aus dem Burgtheater in der Welt

April 27, 2022 Martin Pesl

© Susanne Hassler-Smith

Durch Zufall das Stück der Stunde: Im Wiener Burgtheater macht Adena Jacobs aus den „Troerinnen“ des Euripides einen Abend über Frauen als erste Opfer jedes Krieges. Die Technik schafft Wunder, die Bilder sind stark. Aber es gibt ein Problem.

Ein Stück über Frauenkörper im Krieg. Der Ankündigungstext für „Die Troerinnen“ liest sich, als hätte das Burgtheater schnell reagiert und eine Antiken-Inszenierung mit aktuell lesbarem Schwerpunkt beauftragt. In Wahrheit ist Adena Jacobs Abend pandemiebedingt schon mehrmals verschoben worden, bevor er zwei Monate nach Beginn von Putins grausamem Angriffskrieg gegen die Ukraine endlich zur Premiere kam, um unweigerlich gefeiert zu werden.

Die 1982 geborene Australierin entstammt der gleichen Talenteschmiede wie ihr längst vom deutschsprachigen Theater einverleibter Kollege Simon Stone, dem Belvoir in Sydney. Ihr Zugang, das kann man schon aufgrund der einen Sichtung sagen, ist ein vollkommen anderer. Statt aus den Figuren ihres Originalstoffs bekömmliche, moderne Charaktere zu meißeln, wählt sie den Weg der Verfremdung, der visuellen Verstörung, mit einer klar queerfeministischen Agenda. „Die Troerinnen“ ist eine Tragödie von Euripides, im alten Athen vor knapp zweieinhalbtausend Jahren uraufgeführt als letzter Teil einer sonst nicht erhaltenen Trilogie. Sie spielt nach dem von Homer episch beschriebenen, strapaziösen Trojanischen Krieg. Die endlich siegreichen Griechen teilen die überlebenden Frauen der gefallenen trojanischen Helden unter sich auf, während diese ihr Schicksal beklagen. Helena, Kriegsursache und nach wie vor Gefangene in Troja, wird abgeholt.

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In Autor Tags Kritik, Theater, Burgtheater, Wien, Die Welt

„TOT, TOT, TOT, DAS IST DER WEG DER MACHT, DIE MISSBRAUCHT WIRD“ – Kritik aus dem Akademietheater in der WELT vom 6. April 2022

April 15, 2022 Martin Pesl

© Marcella Ruiz Cruz

Das Wiener Burgtheater führt Rainald Goetz’ 9/11-Stück „Reich des Todes“ im Akademietheater auf. Die Inszenierung handelt wie ein guter Horrorfilm vom Grauen, das nicht zu sehen ist.

Einen Sinn für Timing hat Rainald Goetz. Oder für Zeitlosigkeit. Seit „Jeff Koons“ 1999 schrieb der deutsche Arzt, Popliterat und Blog-Pionier keinen Text für die Bühne, dann kam „Reich des Todes“. Die Reflexion der Ereignisse um das Attentat auf das World Trade Center in New York erlebte am Deutschen Schauspielhaus Hamburg in der Inszenierung der Intendantin Karin Beier exakt am 11. September 2020 ihre Uraufführung. Anderthalb Jahre später musste die Wiener Burg die österreichische Erstaufführung im Akademietheaterwegen Corona-Fällen im Ensemble um zwei Monate verschieben. In der Zwischenzeit marschierte Putins Armee in der Ukraine ein. 

Und so überkommt auch den noch so ermatteten Zuschauer nach drei Stunden die Gänsehaut, als Schauspieler Felix Kammerer in den nüchternen Satz „Krieg wird nicht abzuschaffen sein, Krieg sich wiederholen“ mit einem gellenden „Nie wieder Krieg“-Schrei unterbricht. Ebenso, als sein Kollege Christoph Luser die Hinrichtung des Saddam Hussein durch sein eigenes Volk schildert und dann mit Diese-Faust-riecht-nach-Friedhof-Stimme gen Publikum raunt: „Tot, tot, tot, das ist der Weg der Macht, die mißbraucht wird, das sage ich jedem Politiker, gedenke des Todes, denn er wird kommen, auch über dich“. Wie auch immer diese Botschaft Anfang Februar gemeint war – allen ist klar, wem sie jetzt gilt. 

Beim Einlass schon sieht man das Ensemble und die tanzfreudigsten Mitglieder der Burg-Komparserie auf der Bühne versammelt. Zu flackerndem Neonlicht raven sie auf der Stelle, in weiß gekleidet teils mit verbundenen Augen. Mit Stückbeginn sacken sie alle zu Boden und werden von den Bühnentechnikern mit Erde überschüttet, während sich ein feuerrotes Rechteck von oben ins Blickfeld senkt und Martin Schwab die Bühne betritt. Mit archaischer Wucht schildert der große alte Sprechspieler den Fall der Zwillingstürme aus der Sicht eines Zeitzeugen.

Weiter in der „Welt“ vom 6. April 2022

In Autor Tags Theater, Kritik, Die Welt, Burgtheater, Wien, Krieg

MAN SCHENKT SICH NOCH ROSEN IN TIROL – Kritik aus dem Akademietheater in der Welt

March 16, 2022 Martin Pesl

Elisa Plüss, Sarah Viktoria Frick, Markus Hering © Matthias Horn

Uraufführung in Wien: Lisa Wentz entwirft ein liebenswertes Paar der Nachkriegszeit

Autofiktionale ländliche Ahnenbiografien liegen im Trend. Monika Helfers Romanreihe, die 2019 mit „Die Bagage“ begann, verkaufte sich prächtig. An sie denkt man unweigerlich bei der Uraufführung von „Adern“ im Wiener Akademietheater, dem Stück, mit dem Lisa Wentz den Retzhofer Dramapreis 2021 gewann. Helfer stammt aus Vorarlberg, Wentz nur ein Bundesland weiter östlich aus Tirol. Bemerkenswert ist der deutlich jüngere Jahrgang 1995 der ausgebildeten Schauspielerin Wentz, den man ihrem Stück nicht anmerkt. Die Geschichte ist von der ihrer Urgroßmutter inspiriert.

„Adern“ begleitet über zwei Jahrzehnte ein ungewöhnliches Paar: 1953 sucht der verwitwete Tiroler Bergarbeiter Rudolf per Annonce eine neue Frau für sich und seine fünf Kinder. Er ist ein vergleichsweise moderner Mann: Dass die Leute reden, wenn er den Kinderwagen schiebt, stört ihn nicht. Aber trotzdem. Aloisia wiederum hat sich von einem Besatzungssoldaten schwängern lassen (Tirol gehörte zwischen Weltkrieg und Österreichs Staatsvertrag zur französischen Zone) und ist froh, wenn ihre Tochter eine Familie bekommt. Dafür ist sie gegen den Rat ihrer Schwester bereit, „in die Provinz“ zu ziehen.

Schon bei der ersten Begegnung spielen Sarah Viktoria Frick und Markus Hering alle kleinen Peinlichkeiten zwischen den kurz angebundenen Zeilen so liebenswert aus, dass man dem Paar eine glückliche Zukunft wünscht: als Rudi auch in der Hochzeitsnacht noch lieber auf der Küchenbank schläft und Loisl allein das Bett und somit auch die Initiative für den Ehevollzug überlässt; als er ihr einen Schnaps, in weiterer Folge ein Radio oder einen Fernseher mitbringt und sie hastig nach dem richtigen Ausdruck von Freude sucht; oder als er Jahre später sein Enkelkind nicht ziehen lassen will und sie sich durch Blickkontakt mit dessen Mutter, Rudis Tochter, gegen ihn verschwört, weil’s halt für alle das Beste ist.

Weiter in der Welt vom 15. März 2022

In Autor Tags Kritik, Die Welt, Theater, Burgtheater, Wien, Tirol

FAMILIE CASTORF EROBERT ST. PÖLTEN – Kritik aus dem Landestheater Niederösterreich in Die Welt

January 31, 2022 Martin Pesl

Julia Kreusch, die Ziege und Mikis Kastrinidis © Alexi Pelikanos

Was macht Frank Castorf als Berliner Volksbühnenlegende am Landestheater in Niederösterreich? Er inszeniert „Schwarzes Meer“ von Irina Kastrinidis. Warum? Weil er irgendwie auch ein Grieche ist – und wegen seines Sohnes.

Frank Castorf hat den Monolog einer weitgehend unbekannten Autorin am Landestheater Niederösterreich zur Uraufführung gebracht, und die hat nur zweieinhalb Stunden gedauert. Aber warum? Warum? Und warum? 

Auf zwei der drei Fragen ist die Antwort simpel. Dass der Ex-Intendant der Berliner Volksbühne, der nach Generalproben oft noch nicht sagen kann, ob die Premiere sechs oder neun Stunden gehen wird, sich für seine Verhältnisse radikal kurzhalten musste, liegt an der Sperrstunde in Österreich um 22 Uhr, einer Corona-Maßnahme, die ihm, der sich von Frau Merkel nicht das Händewaschen vorschreiben lässt, gewaltig gegen den Strich gehen muss. Und Irina Kastrinidis, die greco-schweizerische Schauspielerin und Autorin von „Schwarzes Meer“, ist die Mutter von Castorfs zwölfjährigem Sohn Mikis Kastrinidis, der seinerseits bei der Uraufführung mitspielt. Dem vielbeschäftigten Regisseur könnte die Arbeit also als Vater-Sohn-Quality-Time gelegen gekommen sein. 

Wieso sich aber einer der prägendsten deutschsprachigen Theatermacher, der zuletzt in Berlin, Zürich, Hamburg, Wien und Köln inszenierte, mit 70 in die 55.000-Einwohner-Stadt St. Pölten begab, darüber kann nur spekuliert werden. Böse Zungen behaupten, in keiner Metropole habe man die Familienunternehmung beherbergen wollen. Die PR-Abteilung des Landestheaters habe sich dagegen die Hände gerieben: Wir führen’s eh nur viermal auf, und die überregionale Aufmerksamkeit ist uns sicher, somit eigentlich egal, wie’s wird.

Wie ist es also geworden?

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In Autor Tags Theater, Kritik, Die Welt, Niederösterreich
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