Heimat war das Überthema des diesjährigen Steirischen Herbsts, und er endete nun im Grazer Kunstverein mit dem Reenactment einer Reise österreichischer Kunststudierender nach Äthiopien vor fast 100 Jahren - inklusive Extremtrachten und tagespolitischem Aktivismus.
14. Oktober 2024. Kernöl ist das steirische Gold. Pur getrunken, so erfahren wir, gibt es Kraft. Und, sensationeller Life-Hack: Kippt man vor dem Alkohol ein Stamperl Kürbiskernöl, hat man am nächsten Tag keinen Kater.
Genau dies tun die sechs Performer:innen im Kunsthaus Graz im Zuge ihres Vorbereitungsrituals auf das Abschlussevent des steirischen herbst. Heimat war das Überthema der diesjährigen Festivalausgabe, und die Verantwortlichen entdeckten bei ihren Recherchen allerlei Kuriositäten. So reiste aus Graz nicht nur 1934 ein Fußballclub ins heutige Indonesien, wie am Eröffnungswochenende in "Empire" verhandelt, sondern auch 1925 eine Gruppe Kunststudierender nach Afrika.
Unvollständiges Reenactment
Als ihnen das Geld ausging, entstand zwecks Spendenakquise spontan jene Veranstaltung, die ihrem 99 Jahre, einen Monat und einen Tag später stattfindenden Reenactment seinen Titel geben sollte: "Ein Volksliederabend in Addis Abeba". Schauplatz des Originals: die "Schwedische Mission" der nunmehr äthiopischen Hauptstadt. Schauplatz der Wiederholung: das UFO-artige Wahrzeichen von Graz. Damals mit dabei: die spätere Architekturgröße Herbert Eichholzer, heute: sechs Menschen, die Regisseur Felix Hafner per Open Call gesucht hat. Die Bewerber:innen sollten politisch aktiv sein und gern singen.