Durch Zufall das Stück der Stunde: Im Wiener Burgtheater macht Adena Jacobs aus den „Troerinnen“ des Euripides einen Abend über Frauen als erste Opfer jedes Krieges. Die Technik schafft Wunder, die Bilder sind stark. Aber es gibt ein Problem.
Ein Stück über Frauenkörper im Krieg. Der Ankündigungstext für „Die Troerinnen“ liest sich, als hätte das Burgtheater schnell reagiert und eine Antiken-Inszenierung mit aktuell lesbarem Schwerpunkt beauftragt. In Wahrheit ist Adena Jacobs Abend pandemiebedingt schon mehrmals verschoben worden, bevor er zwei Monate nach Beginn von Putins grausamem Angriffskrieg gegen die Ukraine endlich zur Premiere kam, um unweigerlich gefeiert zu werden.
Die 1982 geborene Australierin entstammt der gleichen Talenteschmiede wie ihr längst vom deutschsprachigen Theater einverleibter Kollege Simon Stone, dem Belvoir in Sydney. Ihr Zugang, das kann man schon aufgrund der einen Sichtung sagen, ist ein vollkommen anderer. Statt aus den Figuren ihres Originalstoffs bekömmliche, moderne Charaktere zu meißeln, wählt sie den Weg der Verfremdung, der visuellen Verstörung, mit einer klar queerfeministischen Agenda. „Die Troerinnen“ ist eine Tragödie von Euripides, im alten Athen vor knapp zweieinhalbtausend Jahren uraufgeführt als letzter Teil einer sonst nicht erhaltenen Trilogie. Sie spielt nach dem von Homer episch beschriebenen, strapaziösen Trojanischen Krieg. Die endlich siegreichen Griechen teilen die überlebenden Frauen der gefallenen trojanischen Helden unter sich auf, während diese ihr Schicksal beklagen. Helena, Kriegsursache und nach wie vor Gefangene in Troja, wird abgeholt.