Wir schreiben das Jahr 2097. Auf einer improvisierten Showbühne mit zahlreichen Projektionsflächen soll der letzte natürliche Tod zelebriert werden. Eine Unsterblichkeitsspritze, die dank künstlicher Intelligenz und Nanorobotern das biologische Altern knackt, ist längst Standard, nur ein geringer Prozentsatz hat sich der Behandlung verweigert. Der letzte noch lebende unter ihnen: ein schräger Wiener Künstler namens Heribert Pirklhuber.
O-Ton Pirklhuber: Früher haben die Leute ihr Leben als Geschichte verstanden. Anfang, Mitte, Ende. Und dann kamen so ein paar kluge Köpfe und haben gesagt: Weg mit dem Ende, wir machen da immer weiter. Aber i verrat dir was: Ein Satz ohne Ende – das ist kein Satz, sondern a Geschwätz.
Sagt Pirklhuber in einem eingespielten Fernsehbeitrag. Jetzt liegt er im Koma unter einer seiner kuriosen Skulpturen im von Bühnenbildner Matthias Krische gestalteten Raum. Während einer weltweit gestreamten Show soll sein Sterben begleitet, sollen seine letzten Gedanken aufgezeichnet werden. Bis es soweit ist, stehen Diskussionen mit seinem Arzt über die ethischen Implikationen der menschgemachten Unsterblichkeit auf dem Programm.
O-Ton Dialog:
MODERATOR: Wie sieht das jemand, der einen großen Teil seines Lebens mit dem Heilen von Kindern verbracht hat, dass es schon bald keine Kinder mehr geben wird?
ARZT: Ein Glück.
MODERATOR: Ein Glück?
ARZT: Ein Glück.
MODERATOR: Hast du selbst Kinder?
PHILOSOPHIN: Entschuldigung, aber das kann doch nicht Ihr Ernst sein, also – dass wir Alter und Krankheit verbannt haben und darauf stolz sind, ist ja das eine, aber jetzt sind wir auch noch froh darüber, die Kindheit aus unserem Leben verbannt zu haben, tut mir leid, aber man muss nicht alles als Errungenschaft framen.
Doch es steckt der Wurm in der makabren Feier.
Weiterhören hier:
Kultur heute
Moderation: Jörg Biesler
Mittwoch, 30. April 2025, 17:35 Uhr, Deutschlandfunk