Wien ist ein ganz eigenes Theater-Universum, in dem sich jüngst einiges bewegt hat. Zwei der großen Häuser laufen unter neuen Intendanzen, das dritte folgt demnächst. Gespart werden muss im nächsten Jahr auch. Ein Lagebericht.
10. Dezember 2025. Advent 2025 in Wien. Zeitweise hört man Lautsprecherdurchsagen, dass die maximale Anzahl an Personen am Christkindlmarkt erreicht sei. So groß ist der Andrang, dass die Ringstraßenbahnen an der Station Rathaus/Burgtheater nicht anhalten. Das Burgtheater ist an diesem Montagmorgen trotzdem gesteckt voll.
Vor allem Schulklassen besuchen Nils Strunks und Lukas Schrenks musikalische Inszenierung "Gullivers Reisen" nach dem Roman von Jonathan Swift – "ein Spektakel für alle", wie es heißt. Die Kids auf dem Balkon passen zwar kaum auf und feiern, das regelmäßige "Pssst!" ihrer Betreuungsperson ignorierend, ihre eigene Party. Sobald aber eine Spielerin den Trend-Ausdruck "Six-Seven" in den Mund nimmt, geht ein anerkennendes Raunen durch den Saal. Das Spektakel funktioniert.
Wien Six-Seven
Advent 2025 in Wien, das ist auch die Zeit, in der die Kulturbudgets fürs Folgejahr fixiert werden. Die fetten Corona-Jahre nach dem Motto "Koste es, was es wolle" sind vorbei, alle müssen sparen, das wird den Menschen weniger eingehämmert als sanft eingerieben, seit auf Bundes- und Stadtebene die Wahlen geschlagen sind. In Wien ist die neue Regierung zwar im Wesentlichen die alte, SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig musste dennoch ein paar heilige Kühe schlachten, die Wien lange zu einer Insel der Seligen gemacht hatten.
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hatte dem Ressort seit ihrem Amtsantritt 2018 praktisch jedes Jahr Budgeterhöhungen ermöglicht, 2026 steht gegenüber dem laufenden Jahr eine Reduktion von mehr als sieben Prozent an. Bei einem Pressetermin Anfang Dezember erläuterte Kaup-Hasler ausführlich die vielen kleinteiligen Kürzungen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen nahm sie Fragen der Journalist:innen an und wartete, bis die es an ihrer Stelle sagten: Das ist ja alles halb so dramatisch.
