Eines Tages liefert sich der Mann selber ins Krankenhaus ein. Was er hat, ist schwer zu sagen. Trotzdem nimmt man ihn auf. Sechzig Jahre ist das Stück des britischen Stardramatikers über einen Mann (oder die Welt) am Rande des Nervenzusammenbruchs alt. Ingrid Lang inszenierte nun eine spektakulär schöne österreichische Erstaufführung.
9. April 2025. Wir kennen ihn doch alle, den Wunsch, uns krank schreiben zu lassen von der Welt. Vom Leben entschuldigt zu werden, im Bett bleiben zu dürfen ohne Vorwurf. John Brown gönnt es sich. Vollständig gesund verlangt er eines Nachts mit einer Tasche voller Geld in einer Privatklinik ein Zimmer. Er zahlt stets pünktlich, stürzt mit der unerhörten Aktion jedoch das Personal in Verwirrung.
Zwei Dinge am Plot von "A Separate Peace" lassen ahnen, dass Tom Stoppards Stück fast 60 Jahre auf dem Buckel hat: Heute würde man zumindest in Betracht ziehen, dass Brown ja doch was haben könnte, nämlich eine mittelschwere Depression. Und dann achselzuckend sein Geld nehmen.
Erstaufführung eines Frühwerks
Erstmals gibt es das Werk nun in Österreich zu sehen, im Theater Nestroyhof Hamakom. Die Mittelbühne in Wien-Leopoldstadt ist dafür bekannt, ihre jüdische Tradition zu pflegen. Besonders seit Schauspielerin und Regisseurin Ingrid Lang hier künstlerisch das Sagen hat, gehört aber auch die Ausgrabung vergessener Dramenkuriositäten zu den Alleinstellungsmerkmalen. Äußerst fantasievoll wurden hier Perlen von Caryl Churchill, Albert Drach, Pier Paolo Pasolini, Maria Lazar und Dorothea Zemann aufgetischt. Oft steht dann bei Autor*innen, die eher dem 20. als dem 21. Jahrhundert angehören, "Ur-" oder "österreichische Erstaufführung" neben dem Titel. Stoppard, Jahrgang 1937, ist zwar nicht tot (anders als Rosenkranz und Güldenstern aus seinem Kultstück), "Separatfrieden" stammt aber aus dem Frühwerk des Stardramatikers.