Vor 100 Jahren brachte der Zsolnay-Verlag sein erstes Buch heraus. Der Prosadebütant wurde später richtig berühmt. Zum Jubiläum erscheint „Verdi. Roman der Oper“ neu.
Komponisten sind die schlimmsten Rivalen. Wenn es um Genie und Anerkennung geht, kennen sie nix. Mozart und Salieri! Verdi und Wagner! Das ist Brutalität.
Freilich hat sich ersteren Zwist, am Wiener Kaiserhof, der Dramatiker Peter Shaffer für sein prominent verfilmtes Stück „Amadeus“ ausgedacht. An dem zweiten Konflikt, etwa ein Jahrhundert später in Venedig angesiedelt, ist einiges mehr dran. Offen ausgetragen wurde er allerdings nicht. Denn Giuseppe Verdi und Richard Wagner sind einander nie begegnet.
In Franz Werfels Prosadebüt „Verdi. Roman der Oper“ dürfen der Maestro und der Meister zumindest einen vielsagenden Blick wechseln, im Gang des Opernhauses La Fenice, nach Wagners letztem Dirigat im Dezember 1882. Giuseppe Verdi ist unter dem Vorwand aus Mailand nach Venedig gekommen, seinen alten Freund, einen ominösen Senator, zu besuchen. In Wahrheit aber will er Wagner sehen, den er als seinen Erzfeind erachtet. Denn seit der Deutsche die Art, Opern zu schreiben, ja überhaupt, Musik wahrzunehmen, revolutioniert hat, spaltet sich die Fachwelt (und im Italien des späten 19. Jahrhunderts gab es wohl so viele Musikexperten wie heute bei uns Fußballtrainer) in die Wagnerianer und die vermeintlich Ewiggestrigen.
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