In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.
Wir begeben uns hier auf das gefährliche Terrain der Spekulation. Ist Simon Semmler ein Mörder? Oder zumindest des Verbrechens mitschuldig? Mitwisser? Vielleicht hat er auch nichts damit zu tun. Annette von Droste-Hülshoff schreibt es nicht. Sie konnte es auch nicht wissen. Schließlich hat sie mit ihrer schlanken Novelle „Die Judenbuche“ eine zwar unerhörte (wie Goethe das von Novellen forderte), aber auch wahre Begebenheit beschrieben, an der vieles unklar ist. Fiktionalisiert, versteht sich. Von einem historischen Roman kann keine Rede sein. Aber das beruht auf einem Fall, der sich ebendort zutrug: Ein jüdischer Händler wurde nach einem Streit unter einer Buche erschlagen aufgefunden, woraufhin die jüdische Gemeinschaft ein Zeichen in hebräischer Schrift in selbige einritzte.
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