KURT VONNEGUT UND SEINE SCI-FI, DIE KEINE WAR: Wenn Harry Rowohlt übersetzt hat, gibt’s nicht viel zu ändern. Nur ein Vorwort von Denis Scheck hat die Neuausgabe der „Sirenen des Titan“ erhalten.
Dass er Science-Fiction-Autor sei, davon wollte Kurt Vonnegut nichts hören, verrät der deutsche Literaturbischof Denis Scheck in seinem Vorwort. Den 2007 auf kuriose Weise gestorbenen Schriftsteller (er stolperte über die Leine seines Hundes) kannte Scheck persönlich, sein Lachen habe er beim Lesen von „Die Sirenen des Titan“ (1959) stets im Ohr. So endet der enthusiastische Text, der mit der Aufforderung beginnt, das Buch sofort zuzuklappen, es werde sonst die eigenen Wertevorstellungen unwiderbringlich auf den Kopf stellen.
Wer sich widersetzt und die im Heyne-Verlag erschienene Neuausgabe der deutschen Übersetzung durch den legendären Alleinunterhalter Harry Rowohlt dennoch liest, wird sofort verstehen, dass Sci-Fi das falsche Label ist. „Satire!“, schreit es zwischen diesen Seiten mit Douglas-Adams-Überschwang hervor, die genüsslich sowohl die Anmaßung der Menschen zerlegen, einen freien Willen zu haben, als auch jegliche Vorstellungen von Göttlichkeit. Woran, bitte, sollen wir glauben, Kurt? „Hört, hört!“, ruft Kurt. Und lacht.
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