In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.
Adel verpflichtet – in der Literatur nicht selten zu Schurkentum. Wer Gräfin Ursula Knapp-Korb von Weidenheim heißt, muss ja eigentlich eine dunkle Seite haben. Man stellt sich sofort ein Kinderbuch vor, übersät mit Zeichnungen, auf denen eine Schlossherrin dieses Namens sich die knochigen Hände reibt und Gemeinheiten gegen ihre Untertanen ausheckt.
So ähnlich ist das auch wirklich, nur ist Raphaela Edelbauers Debütroman „Das flüssige Land“ aus dem Jahr 2019 beileibe nix für Kinder. Vielmehr handelt es sich um eine groteske Horrorshow. Während ihr dritter Roman „Die Inkommensurablen“, soeben erschienen ist (die Rezension von Sophie Weigand siehe Seite 17), hat sich der preisgekrönte Erstling zu einer Art Klassiker des sehr österreichischen Provinzkellerleichentums entwickelt und ist im Auftrag des Wiener Burgtheaters von der Regisseurin Sara Ostertag in eine Bühnenfassung gegossen worden.
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