Ein Auftragswerk des Oldenburgischen Staatstheater nimmt die Zuschauer:innen mit auf eine Tiefsee-Expedition. In der Enge des U-Boots lauert die Suche nach wissenschaftlicher Relevanz und menschliches Drama.
17. Mai 2022. Forscher:innen sind schon ein spezielles Völkchen. Sie haben ihr eigenes Vokabular und reden oft ohne Grund englisch. Den Geldern, also dem "Funding", panisch nachhechelnd behaupten sie, ihre Ergebnisse seien höchstens fünf Jahre von praktischer Anwendbarkeit entfernt. Gleichzeitig ist wissenschaftliche Integrität für sie eine Frage der Ehre. Tiefsee-Expedition schön und gut, sie bleiben doch Menschen mit Gefühlen, die mal aus lauter Müdigkeit das Thermostat beim hinteren Kühlschrank verstellen – eine Katastrophe für die aus 5000 Metern heraufgeholten Mikroben.
Krimi-Flair im U-Boot
Wahrlich tief in die Materie eingetaucht ist Ulrike Syha als "Writer in Residence" am Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst – obwohl der Rechercheaufenthalt für ihr neues Stück "Das Institut" in den ersten Corona-Lockdown fiel. Die vielfach preisgekrönte Autorin schafft es, so ziemlich alles reinzupacken, was die moderne Forschung umtreibt, ohne dabei auf menschliches Drama zu verzichten. Okay, die sinnlich-sexy Screwball-Komödie oder der packende Thriller ist es nicht geworden, aber die Emotionen gehen hoch, ein Krimi-Flair weht durchs U-Boot, und Humor hat Syha auch. Als sich eine Affäre zwischen der Postdoktorandin und dem Labortechniker anbahnt, führt Erstere wortreich Bedenken dagegen an, die ihre akademische Karriere betreffen, um nach einer Sekunde nachzuschieben: "Und außerdem bin ich verheiratet."