Die freien Gruppen toxic dreams und Die Rabtaldirndln liefern sich einen echt faken Hausfrauenwettstreit auf der Theaterbühne
„Du bist eine Lügnerin, du bist krank, du bist eine Alkoholikerin“, sagt ein Rabtaldirndl zum anderen. „Schon als kleines Mädchen hab ich davon geträumt, einen Schönheitschirurgen zu heiraten“, entgegnet dieses völlig zusammenhanglos und lacht schrill.
Haushaltsführende Gattinnen reicher Männer ziehen übereinander her, die Kamera ist stets dabei. Das ist „The Real Housewives of ...“. Das populäre Reality-TV-Format stammt aus den USA und wurde seither in vielen meist englischsprachigen Ländern kopiert.
Hierzulande kommt es dafür auf die Bühne. Der Autor und Regisseur Yosi Wanunu hat nach dem Prinzip des „Frankenbiting“ Soundbites aus Folgen des genommen und wie Professor Frankenstein zu einem Monster zusammengesetzt.
Genauer gesagt zu drei Monstern. In „The Unreal Housewives of Vienna vs. The Unreal Housewives of Graz“, ab Freitag im Brut zu sehen, erlebt man zuerst eine Folge mit der Gruppe Rabtaldirndln in deren eigener Übersetzung ins Steirische, dann eine englischsprachige Episode mit Stammspielerinnen von Wanunus Gruppe toxic dreams aus Wien.
Der dritte Teil bietet dann den ultimativen Kampf der falschen Hausfrauen. Es ist ein Gesangswettstreit. „Ich liebe Musicals“, sagt dazu Yosi Wanunu, der heuer mit „The Dead Class“ schon ein düsteres solches geschrieben und inszeniert hat. „,The Unreal Housewives ...‘ ist die letzte Arbeit unseres vierjährigen Zyklus ,Real Fiction‘. Nichts ist realitätsferner als Oper. Das wollte ich auf der Bühne erkunden.“
Es ist ein gutes Jahr für toxic dreams. Die Truppe rund um Wanunu und die Produzentin Kornelia Kilga feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Sie schließt im Oktober einen thematischen Zyklus ab und startet im Dezember den nächsten. Auch heuer hat sie wieder eine Nominierung für den Nestroy-Preis eingestrichen, und ihr wurde ganz frisch der Österreichische Kunstpreis des Kulturministeriums zugesprochen. 15.000 Euro, immerhin.
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