Der Journalist Hannes Stein fantasiert in einem verseuchten Land Parallelwelten
Eine Seuche regiert Deutschland, nur wenige sind dagegen immun und können einen entsprechenden Ausweis vorzeigen. In einer Vorbemerkung zu „Der Weltreporter. Ein Roman in zwölf Reisen“ gibt Hannes Stein zu, das Manuskript bereits vor Corona, im Jänner 2020 abgegeben zu haben, es beruhe auf einer Jahre alten Idee. Schade eigentlich: Stein ist selbst tatsächlich Welt-Reporter, nämlich US-Korrespondent der deutschen Zeitung.
Mit diesem Eingeständnis distanziert er sich quasi von seiner Hauptfigur. Bodo spinnt in seinen Reportagen nämlich haarsträubenden Seemannsgarn, wie ihn selbst ein Claas Relotius nicht glaubwürdig hätte schildern können: von Kopien der Stadt München in Brasilien und der ganzen Schweiz in Afghanistan, von Utopia und Atlantis, von amerikanischen Ureinwohnern, die Trump verehren, und einer jüdisch-afrikanischen Schriftstellerin, die israelische Nationalistin ist, aber von Linken mit Begeisterung gelesen wird. Immer wieder wird der Leser provoziert, Namen und Begriffe zu googeln, um herauszufinden, wo Bodos Grenzen zwischen Realität und Erfindung verlaufen. Was zum Beispiel ist das Langschwein, das ihm im teuersten Restaurant der Welt serviert wird?
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