Vier Jahre nach dem Gewinn des Bachmannpreises legt der erfolgreiche Dramatiker Ferdinand Schmalz seinen ersten Roman vor: ein Panoptikum an morbiden Gestalten.
Gut Ding braucht Weile. Noch hat Ferdinand Schmalz nicht entschieden, ob die Prosa sein neues Hauptgenre wird oder er der Dramatiker bleibt, als der er seit acht Jahren Furore macht. Auch nach dem Gewinn des Ingeborg-Bachmann-Preises in Klagenfurt 2017 hat es vier Jahre gedauert, bis der gebürtige Steirer, Jg. 1985, aus seinem Beitrag „mein lieblingstier heißt winter“ einen Roman gemacht hat. „Obwohl mich alle gewarnt haben vor dem medialen Trubel in Klagenfurt, hat er mich doch überrascht“, so Schmalz im Buchkultur-Gespräch, „danach habe ich einfach gemerkt, dass der Text auch ein bissl Ruhe braucht. Außerdem hatte ich auch zwei Stückaufträge mit Theatern abgeschlossen, die ich nicht absagen wollte. Und dann bin ich zweimal Vater geworden.“
Mit wenigen Veränderungen übernommen wurde die im Siegertext beschriebene Passage rund um einen Tiefkühlwarenvertreter, der von seinem Kunden gebeten wird, den Transport von dessen Leiche zu organisieren, nachdem er sich wie geplant würde das Leben genommen haben. Es kommt noch eine Reihe weiterer skurriler Gestalten hinzu, die alle eine gewisse Todessehnsucht aufweisen, verbunden mit dem Widerwillen, dem Leben (und in weiterer Folge dem Tod) einfach seinen Lauf zu lassen. „Das Internet bietet zum Glück ja jedem die Möglichkeit, über den eigenen Kanal seine Botschaft zu senden“, meint Schmalz. „DIY-Jungbrunnenbau, Eigenurintherapie, Selbstmumifizierung. Da kommt man schnell in Bereiche, die einfach zu verrückt sind, um sie in eine fiktive Geschichte einzubauen.“ Einige haben es trotzdem in den Roman geschafft.
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