Das totgeglaubte Bronski & Grünberg ersteht schon vor dem Sommer wieder auf – mit einem ironischen Konzert-Lesungs-Abend
Dass die Theater in Österreich Ende Mai wieder aufsperren durften, kam überraschend. Auf ein „Hurra!“ folgte ein „Aber womit?“. Der Juni-Spielplan ist vielfach ein hastig zusammengeschustertes Spezialprogramm. Möglichst hygienisch soll es ablaufen, aber doch zum Ausdruck bringen, wie sehr man sein Publikum vermisst hat und sich freut, es wieder dazuhaben.
So auch im Bronski & Grünberg in Wien-Alsergrund. „Sehnsucht – nach allen möglichen Sachen“ heißt der nur gut einstündige Abend der Regisseurin Ruth Brauer-Kvam für insgesamt 30 Zuschauer. Er besteht aus zwei Kürzestkonzerten, einer inszenierten Lesung und einem Zusammenschnitt genialer Buster-Keaton-Filme. Letzterer ist Balsam für die Seele, aber eigentlich nur ein Pausenfüller für einen Teil des Publikums, während für einen anderen Schauspieler Benjamin Vanyek in der Aufmachung des vielleicht coolsten Penners von Wien und begleitet von der Band Jacques Brel traurig resignierende Liebesballaden ins Mikro schmettert.
Die dritte Gruppe erlebt zeitgleich in der Garderobe eine erotische Lesung aus der (wohl tatsächlich existierenden) Schnulze „Confessing to the Cowboy“ von Carla Cassidy. Auf Podesten und in angemessenem Abstand sitzen einander Jakob Semotan mit kariertem Hemd und Cowboyhut und Bronski-Co-Leiterin Julia Edtmeier mit Goldjacke und Pornosekretärinnenbrille gegenüber. In verteilten Rollen lesen sie die Story einer Castingdirektorin und eines wilden Hengsts von Wildwest-Cowboy vor. Die ist natürlich richtig schön schlecht – so „too much“, dass es schon wieder ironisch ist.
Mehr im Falter 25/20