Der Schauspieler Christian Dolezal erklärt, warum als Künstler an der aktuellen Staffel der ORF-Show „Dancing Stars“ teilnimmt
Als der Popstar Michael Jackson starb, wurde Christian Dolezal in ein Radiostudio gebeten, um einen Kommentar abzugeben. Der musikaffine Schauspieler wunderte sich etwas, nahm die Einladung aber an. Erst vor Ort klärte sich auf, dass man den Musikproduzenten Rudi Dolezal gemeint hatte. Spätestens nach seiner Teilnahme an „Dancing Stars“ wird Christian Dolezal eine solche Verwechslung nicht mehr passieren. Als einer von zehn Kandidaten der 13. Staffel (Start 6. März) tritt er unter anderem gegen die Moderatorin Silvia Schneider, die Skirennläuferin Michaela Kirchgasser und den Fußballer Andreas Ogris an. Dolezals Zusage, bei dem beliebten Fernsehtanzwettbewerb mitzumachen, überraschte einige seiner Kollegen in der Theaterszene, am meisten aber ihn selbst, der sich als Underground-Künstler sieht. Dem ORF erklärte er, er werde im Rahmen seiner Teilnahme zwar Interviews geben, aber: „Die anderen rennen zum Fellner ins Fernsehen, was ich ablehne.“ „Du kannst sprechen, mit wem du willst“, sagte man ihm. Nun traf Dolezal den „Falter“ zum Gespräch.
Falter: Herr Dolezal, wie kam es zu Ihrer Teilnahme an „Dancing Stars“?
Christian Dolezal: Ich bekam eine SMS vom Manager Herbert Fechter, ob ich grundsätzlich Interesse hätte. Da war ich gerade beim Konzert von Thurston Moore, dem Gitarristen von Sonic Youth. In so einer Stimmung denkt man natürlich: „Lieb, aber nein, weil: fremder Planet!“ Dann habe ich die letzte Staffel auf YouTube gebinge-t und war gebannt: Wie diese Leute, die nicht tanzen können, sich total verausgaben, damit es vielleicht gelingt, das ist ganz schön berührend. Daraufhin habe ich Kolleginnen um Rat gefragt, wie Sophie Rois.
Die in Berlin gefeierte österreichische Schauspielerin.
Dolezal: Sie hat gesagt: „Mach es! Da kannst du Schönheit generieren!“ Der Einzige, der verächtlich geschnaubt hat, war der Florian Scheuba. Aber der hat schon die Nase gerümpft, als es geheißen hat, ich werde Sommertheaterintendant. Also habe ich zugesagt und bin danach zwei Wochen lang jeden Morgen schweißgebadet aufgewacht. Was, wenn ich minderbegabt bin? An der Volksoper spiele ich in Broadway-Musicals mit. Immer wenn eine Choreografie beginnt, stellen sie mich in die letzte Reihe, damit ich sie nicht kaputtmache.
Seit Mitte Februar wird trainiert. Wie läuft es?
Dolezal: Zuerst habe ich noch so ausgesehen, als würde ich durch den Schnee stapfen, aber bald ging es immer besser. Meine Partnerin Roswitha Wieland macht mir genau die Tanzschritte vor. Inzwischen arbeiten wir schon an der Samba für die dritte Sendung, weil ich so schnell bin.
Wie viele Stunden pro Tag wird trainiert?
Dolezal: Mindestens drei. Wenn wir Paartanz und Ensembletanz an einem Tag trainieren, sind es sechs. Und dann kannst du nicht einmal guten Abend sagen, so fertig bist du. Ich habe jetzt schon Oberschenkel wie ein Känguru. Aber das Erstaunliche ist: Man hat ja als erwachsener Mensch nicht per se Lust, zu hüpfen und sich im Kreis zu drehen. Aber wenn man das mit einer Staatsmeisterin macht und es ist synchron, dann ist das so lustig! Ich gehe jeden Tag vergnügt aus diesem Trainingsraum.
„Dancing Stars“ ist ein Reality-TV-Format. Man sieht Menschen in einer konstruierten Situation zu und wählt sie dann nach und nach raus. Im Zusammenhang mit solchen Shows hört man oft von Knebelverträgen und strengen Verschwiegenheitsklauseln. Dürfen Sie über alles sprechen?
Dolezal: Das weiß ich gar nicht. Fakt ist, dass ich über alles spreche. In meinem Vertrag steht vor allem, wie viele Stunden ich trainieren muss. Damit schützen sie sich dagegen, dass das jemand auf einer Arschbacke absitzt. Ich muss also aufpassen, dass ich nicht zu viel Bier trinke, denn das geht aufs Gedächtnis, und Tanzen ist auch eine Hirnangelegenheit.
Was machen Sie, wenn Sie als Erster ausscheiden?
Dolezal: Da wäre ich sehr enttäuscht. Mein „Schlawiner“-Kollege Martin Leutgeb, der mal mitgemacht hat, hat sogar gesagt, man fällt in ein emotionales Loch, wenn man rausfliegt.
Ist dann auch die Gage geringer?
Dolezal: Ja, ich werde pro Woche bezahlt. Mein Beruf liegt in diesen Wochen brach. Das Geld, das ich bei „Dancing Stars“ verdiene, hätte ich sonst mit Drehs, Lesungen und anderen Auftritten verdient.
Es ist also schon existenziell, länger im Wettbewerb zu bleiben?
Dolezal: Für mich nicht so. Wenn ich rausfliege, schreibe ich an meinem Programm mit Christoph Grissemann weiter, kann mich mehr um mein Sommerfestival kümmern und gehe wieder einmal mit meinen Haberern auf ein Bier.
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