Frau verschwindet (Versionen) – Kosmos Theater Wien – Julia Haennis Stück über die perfekte Frau von Kathrin Herm mit großem Showtreppenauftritt inszeniert
Wien, 20. Oktober 2020. Geschlechterfragen treiben Julia Haenni abwechselnd um. Stücktitel der 1988 geborenen Schweizer Autorin lauten Frau im Wald und Don Juan. Erschöpfte Männer. In ihrem aktuellen Text sind wieder die Frauen dran. Einen Grundgedanken zu "Frau verschwindet (Versionen)" formulierte Haenni bereits im Nachtkritik.de-Adventskalender 2018: Wie das wäre, wenn Frauen alles stehen und liegen ließen, fragte sie in einem verwackelten Handyvideo, als wäre sie selbst gerade auf der Flucht.
Wie der Titel des vor einem Jahr in Bern uraufgeführten Stückes verrät, steht auch hier eine Verschwindensfantasie im Zentrum: Frauen betreten die leere Wohnung einer anderen Frau und dichten sich zusammen, warum diese weg sein könnte. Folgerichtig sicherte Veronika Steinböck, künstlerische Leiterin des in Wien für weibliche Perspektiven zuständigen Kosmos Theaters, ihrem Haus die österreichische Erstaufführung.
Highway to Hell
Beim Blick auf die Besetzungsliste traut man kaum den eigenen Augen, aber tatsächlich: Neben der gerade am Volkstheater ausgeschiedenen Birgit Stöger, der freien Schauspielerin Anne Kulbatzki und der Mozarteum-Absolventin Eva Lucia Grieser wurde Therese Affolter gewonnen. Die legendäre Peymann- und somit Burg- und BE-Protagonistin mit der signifikanten Stimme (ach, die Hörspielkassetten! Kindheit!) verbringt ihren Ruhestand in Österreich. Sie unterbrach ihn für diese kleine Ensemblearbeit, in der sie von Regisseurin Kathrin Herm zwar einen prima Auftritt mit großem Rock’n’Roll-Tamtam bekommt und schief, aber beherzt "Highway to Hell" brettern darf, sich danach aber mustergültig bescheiden auf Augenhöhe mit den Jüngeren begibt.