Diplomatin und treue Seele: Publikumsliebling Maria Happel ist endlich wieder in einer neuen Rolle zu sehen
Man könnte meinen, es liefe eher mäßig für Maria Happel. Die Burgschauspielerin bewarb sich 2019 für die Volkstheater-Direktion und kam nicht in die Endrunde. Heuer am 1. März übernahm sie die Leitung des Max-Reinhardt-Seminars. Zehn Tage später musste sie die Schule schließen. Corona ist auch schuld, dass Happels Proben als Åse in Ibsens „Peer Gynt“ abgebrochen wurden. Davor scheiterte die Produktion „Tosca“ an Differenzen zwischen dem Regisseur und Hauptdarstellerin Birgit Minichmayr. So ist „Automatenbüfett“ am 30. Oktober die erste Premiere der 58-Jährigen unter Martin Kušej, der das Burgtheater seit über einem Jahr leitet.
Doch Happel lässt sich ihren Optimismus nicht nehmen. Ihr Mentor Claus Peymann nennt sie zurecht eine „Königin der Lebensfreude“. Happel kennt ihren Status als eine der beliebtesten Schauspielerinnen des Landes. Sie steht für Beständigkeit. Seit fast 30 Jahren ist sie – mit einer kurzen Unterbrechung, als sie Peymann nach Berlin begleitete – am Burgtheater.
Das Wiener Publikum liebt Maria Happel wegen ihres Lachens: Stoßhaft und überraschend, wirkt es, als töne für einen Moment die „Zauberflöte“ durch den Äther. „Ihr Lachen ist so überspringend, dass die schlimmsten Katastrophen ihren Schrecken verlieren“, schwärmt auch Peymann. „Wenn eine Aufführung auf der Kippe steht, baut Maria ein kurzes Lachen ein und die Schlacht ist gewonnen.“
Happel stammt aus einer musischen Großfamilie im Weingebiet Spessart. Ihr Vater war Winzer, die Mutter führte den örtlichen Friseurladen. Nachzüglerin Maria erbte die musikalischen Gepflogenheiten ihrer vier älteren Geschwister, übte mit neun vor der Schule die Kirchenorgel. Auf Hochzeiten heuerte sie als Alleinunterhalterin an, manchmal mit Big Band. In ihrer ersten Rolle beschimpfte sie als Magd Soldaten. Ein fahrender Schauspieltrupp hatte Minirollen für Bertolt Brechts „kaukasischen Kreidekreis“ vergeben. „Da war es um mich geschehen.“ Von der Musik zog es sie nun eher in Richtung Theater. Ihr Schauspiellehrer in Hamburg war Peter Maertens, Vater von Michael, mit dem sie heute oft – auch jetzt wieder – auf der Bühne steht. „Ich nehme es ernst, wenn mir das Leben Zeichen schickt.“ Ihren heutigen Mann Dirk Nocker lernte sie später bei Proben zum „kaukasischen Kreidekreis“ kennen, der sich somit für sie schloss.
Mehr im Falter 44/20