Der „Hamlet“ in Bludenz
Es gibt in Shakespeares „Hamlet“ einen Moment, da rechnete der Dichter mit den seiner Meinung nach schlechten Schauspielern im England seiner Zeit ab. Es ist die Szene, in der er eine fahrende Truppe anweist, seinen mörderischen Onkel mithilfe eines Theaterstücks in die Falle zu locken. Nicht improvisieren, nicht stolzieren, generell nicht übertreiben sollen sie wie Marktschreier, sondern „die Gebärde dem Wort, das Wort der Gebärde“ anpassen. Regisseur Thomas Welte hat sich für seine ironische Inszenierung bei den Bludenzer Sommerspielen „Shakespeare am Berg“ einen Kniff überlegt: Sein Trupp – drei Schauspielerinnen und ein Schauspieler, die sich mehrere Rollen teilen und auch Puppen bedienen – soll genau die Dinge machen, von denen hier abgeraten wird.
Wie in der Commedia dell’arte weiß und rotbäckig geschminkt sind sie alle, der höhnische Singsang ihrer Stimmen überzieht den hohen Ton der Tragödie ins Lächerliche.
Mehr im Falter 32/19