In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.
In Amerika gibt es Ripley’s Believe It or Not! Diese berühmte Sammlung von Kuriositäten wurde von Robert, nicht Tom, Ripley gegründet, aber der fiktive Namensvetter ist auch recht berühmt und ziemlich unglaublich. Unglaublich talentiert zum Beispiel, wie schon der Titel von Patricia Highsmiths 1955 erschienenem Roman „Der talentierte Mr. Ripley“ verrät. Unglaublich charmant außerdem und unglaublich mörderisch: Fünfzehn Leichen gehen mehr oder weniger direkt auf seine Kosten. Im ersten von fünf Ripley-Büchern (das letzte, „Ripley Under Water“, erschien 36 Jahre später) wird der mittellose New Yorker Bursche von einem reichen Werftbesitzer nach Europa geschickt, um sich mit dessen Sohn Dickie anzufreunden und ihn von Dolce Vita und dergleichen abzubringen. Das mit der Freundschaft gelingt, und auch Dickies süßes Leben endet – in den Meeresfluten vor Italiens Küste. Tom nimmt vorübergehend Dickies Identität an und entkommt der Polizei, obwohl diese ihn schwer in Verdacht hat. Und genau diese Wendigkeit wird später zu seinem Markenzeichen.
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