Stand-up-Comedian Eddie Izzard geht in die Politik, aber zuvor noch auf Welttournee
Eddie Izzard, 57, ist wahrscheinlich der populärste Stand-up-Comedian der Welt. Menschen aller Generationen zitieren Szenen aus seinen rasanten, höchst skurrilen Programmen von „Unrepeatable“ über „Dress to Kill“ bis „Force majeure“. Mit der letzteren Show war Izzard auch schon in Wien zu Gast. Der Brite spielte in seiner Muttersprache Englisch, experimentierte aber auch mit Fremdsprachen wie Französisch, Russisch und Deutsch, um seine Liebe zu Europa zum Ausdruck zu bringen. Umsetzen möchte er diese künftig in der britischen Tagespolitik. Bevor er dafür eine Auszeit vom Showleben nimmt, hat er sich als Filmschauspieler in Historienfilmen wie „Victoria und Abdul“ und „Twelve Minutes to Midnight“ etabliert. Außerdem gibt es ein neues Programm und eine Welttournee, die ihn am 17. April ins Globe Wien führt. Ins Gespräch startet Izzard selbstbewusst mit einem deutschen „Guten Tag!“.
Falter: Mister Izzard, möchten Sie das Interview lieber auf Deutsch führen?
Eddie Izzard: Da trauen Sie mir wahrscheinlich zu viel zu. Ich habe meine Shows ja nicht in Fremdsprachen improvisiert, um mit meinen Kenntnissen anzugeben, sondern um ein Zeichen für europäische Sprachenvielfalt zu setzen. Da Europa gerade von vielen Seiten in Großbritannien so viel Negativität entgegenschlägt, versuche ich daraus umso mehr positiven Schwung zu gewinnen – wie die Apollo 13, die mit einem schadhaften Raumschiff den Mond umrundete und beschleunigt auf die Erde zurückkehrte. In Deutschland dreht sich für englische Comedians sonst immer alles um Hitler – meine neue Show trägt als Titel das ultimativ positive deutsche Wort: „Wunderbar“.
Welche Erfahrungen haben Sie aus Ihren Experimenten mit Mehrsprachigkeit gewonnen?
Meine Theorie hat sich bestätigt: Humor ist universell, nur manchmal sind die konkreten Bezüge national verschieden.
Haben Sie ein Beispiel?
Izzard: Menschenopfer. Schlechtes Wetter und Missernten bedeuten: Die Götter mögen uns nicht. Also murksen wir doch den Kerl da ab und opfern ihn. Das ist eine offensichtlich idiotische Idee, eine der ersten großen Bosheiten der Menschheitsgeschichte, aber alle haben es gemacht, obwohl sie keine Telefone hatten, um sich darüber zu verständigen. Darüber kann man überall Witze machen. Genauso hat jede Kultur ihre Leute, nach deren Tod sich alle darauf einigen, dass sie Mistkerle waren: In England war es Heinrich der Achte, der sich vollfraß und seine Frauen umbrachte, in Russland war es eben Stalin.
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Globe Wien, 17. April 2019, 19.30