Bérénice Hebenstreits „Watschenmann“
In der Nachkriegszeit waren alle ein bisschen gaga, so kann man sich das zumindest vorstellen. In „Watschenmann“ ist es so. Der Debütroman der Linzerin Karin Peschka beschreibt eindringlich die Phase, als nach 1945 die Alliierten Wien besetzten. Dieses Bild malt Regisseurin Bérénice Hebenstreit in ihrer Bühnenadaption in Brauntönen und behutsam gebauten Bildern nach, die die Spielstätte Volx/Margareten schön zur Geltung bringen (Ausstattung: Mira König).
Die Hauptfigur Heinrich ist ein junger Mann zwischen Kaspar Hauser und Oskar „Blechtrommel“ Matzerath: merkwürdig vergangenheitslos und in seinen Aussagen mal kindlich naiv, mal blitzgescheit. Wenn ihm was nicht passt, schreit Darstellerin Katharina Klar so gellend, dass die Bühnengeigerin Hristina Šušak mit ihren untermalenden Klängen kaum nachkommt. Heinrichs Schrulle ist, dass er die Wiener dazu bringen will, ihre Aggression an ihm auszulassen, um sie zu erlösen, denn in ihnen schlafe noch der Krieg. Ein Masochist, ein Möchtegern-Märtyer, aber wieso?
Mehr im Falter 6/19