L’habitude – Jean Michel Bruyère und LFKs umspielen das Leben der Black Panther-Aktivistin Assata Shakur
Wien, 8. Juni 2018. Voriges Jahr stand in der breiten Zufahrt zu den Gösserhallen beim Hauptbahnhof Wien in großen Lettern "This is not Wiener Festwochen?". Viele waren geneigt, angesichts der ersten Festivalausgabe unter Intendant Tomas Zierhofer-Kin das Frage- durch ein Rufzeichen zu ersetzen – zu viel hippes Diskursgeschwurbel anstelle von Theaterhighlights aus aller Welt. Dieses Jahr hängt an derselben Stelle ein Transparent mit einem Zitat der Black-Panther-Aktivistin Assata Shakur, dem Motto der hier uraufgeführten Performance-Kunstinstallation "L’habitude". Übersetzt lautet es: "Die Leute gewöhnen sich an alles. Je weniger du über deine Unterdrückung nachdenkst, desto mehr tolerierst du sie."
Staatsfeindin
Zwar erinnern die Festwochen dieses Jahr wieder mehr an ein Theaterfestival, dieser Abend hingegen steht ganz im Geiste des Vorjahres. Jean Michel Bruyère und sein Marseiller Kollektiv LFKs setzen Assata Shakur ein multimediales Denkmal, in dem leider deren spektakuläres Leben und unverhältnismäßig aggressive Verfolgung durch die US-Behörden keine Rolle spielen. Lediglich der Programmzettel skizziert die Biografie der weiträumig umkreisten Protagonistin. Heute lebt sie auf Kuba, wohin sie nach ihrem Gefängnisausbruch 1979 flüchtete. Sie ist so berüchtigt, dass sogar Donald Trump sie kennt, vor einem Jahr forderte er wörtlich die Auslieferung "der Cop-Killerin Joanne Chesimard". Das ist der bürgerliche Name der mittlerweile 70-Jährigen.