Stadium – Mohamed El Khatib bringt in seinem Dokumentartheaterprojekt bei den Wiener Festwochen Fußballfans auf die Bühne
Wien, 29. Mai 2018. Ein Rapid-Fan fasst es zusammen: "Ins Theater geht man, um zuzusehen. Ins Stadion, um mitzumachen und zum Sieg beizutragen. Wer kann schon sagen: Das Stück war gut, weil ich dabei war?" Theater und Fußball: Der französische Regisseur Mohamed El Khatib möchte mit seinem Dokumentartheaterprojekt "Stadium" die beiden Lager zusammenführen.
Partizipation fürs Team Theater
Indem er Fußballfans auf die Bühne holt, hofft er, auch in den Zuschauerräumen stärkere Durchmischung zu erreichen. In Frankreich war El Khatibs Projekt ein Erfolg. Nach und nach gewann er das Vertrauen von Fans des Zweitligisten RC Lens in Nordfrankreich und erarbeitete mit ihnen über Videointerviews und Proben ein Alltagsexpertenstück, das an ältere Abende von Rimini Protokoll erinnert: Sie sind da, sie erzählen, und sie haben eine gute Zeit. Die Pariser Kulturschickeria schloss den Fanclub ins Herz, jetzt tourt El Khatib mit ihm durch Europa. Nach den Wiener Festwochen, für die er eine eigene Fassung unter Einbindung von zehn Supporter*innen des SK Rapid Wien erarbeitet hat, kommt im Juni auch Kampnagel an die Reihe.
Das Gros des Premierenpublikums im altehrwürdigen Theater an der Wien sah ziemlich eindeutig nach Team Theater aus. Partizipation aller Art ist es aber auch gewohnt, so hält sich die Aufregung in Grenzen, als es in der Pause auf die Bühne darf, um in der "Friterie Momo" Bier, Pommes und Wasser zu kaufen (letzteres bepreist mit 12 Euro – einer der kleinen Schmähs des Abends, wer kauft im Stadion schon Wasser?). El Khatib lässt indes seinen Dolmetscher ins Mikro sagen, in diesem Haus werde seit über 200 Jahren Theater gemacht, aber noch nie sei das ganze Publikum auf die Bühne eingeladen worden.