Mit „Die Selbstmord-Schwestern“ zeigen die Festwochen erstmals ein Theaterkunstwerk von Susanne Kennedy
Die Hausmitarbeiterin ist leicht genervt. „Der Einlass verzögert sich, wir haben technische Probleme!“ ruft sie durch das Foyer der Berliner Volksbühne. Schon längst hätte „Die Selbstmord-Schwestern“ anfangen sollen, ein Abend der Regisseurin Susanne Kennedy.
Sieht man, letztlich doch eingelassen, die von Lena Newton entworfene Bühne, wundert man sich nicht, dass da einiges kompliziert ist. Vor den Füßen der ersten Reihe erhebt sich ein in Primärfarben flimmernder Wunderkasten, eine Art Schrein, der Assoziationen zu Wurlitzern oder Spielautomaten weckt. Fluchtpunktartig läuft er nach hinten auf einen Altar zu, auf dem eine nackte Frau lasziv aufgebahrt liegt – erst später wird deutlich, dass es sich nicht um eine lebende Statistin handelt. Viele der Paneele sind Videoschirme, auf denen gleichzeitig hier YouTube-Tutorials, da gespenstisch animierte Avatare gezeigt werden. In Vitrinen prangen uramerikanische Kommerzsymbole wie Colaflaschen und Donuts. Es sieht so faszinierend wie furchtbar aus. Die Inszenierung ist für die Münchner Kammerspiele entstanden und gastiert immer wieder an der Volksbühne. Nun wird sie auch im Rahmen der Wiener Festwochen gezeigt.
Neben Ersan Mondtag („Die Orestie“) ist Susanne Kennedy die zweite deutsche Regietheaterhoffnung, die Festwochen-Intendant Tomas Zierhofer-Kin erstmals nach Österreich holt. In den Arbeiten, mit denen die 1977 geborene Regisseurin vor wenigen Jahren auf sich aufmerksam machte, verwendete sie noch bekannte Stücktexte, die sie allerdings vom Band sprechen ließ, während zu Robotern erstarrte Schauspieler hinter Masken nur die Lippen dazu bewegten.
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