Onkel Toms Hütte – Im Werk X Wien von Harald Posch inszeniert
Wien, 15. März 2018. Servus. Das ist ja eigentlich Latein und bedeutet "Sklave". Mit "Onkel Toms Hütte" hat dieser Hinweis nur oberflächlich zu tun – mit dem Roman von Harriet Beecher Stowe und mit dem Theaterabend, den Harald Posch im Werk X drumherum gebaut hat. Dort spielen drei Männer und zwei Frauen, alle weiß. Das Backstage-Team, die sogenannten "Schwarzen": auch alle weiß. Haha. Oh je. "Es hat sich kein Schwarzer beworben", heißt es irgendwann. Und ein verstümmeltes Zebra kommt auch vor. Das Zebra ist schon schwarz, aber eben auch weiß. Oh Gott, das arme Zebra.
Färbt ab, die ADHS-Manier, mit der hier in ineinanderfließenden Nummern der grobe Themenkomplex der Ausbeutung von Arbeitskräften durchgesprochen wird, mit Ausläufern Richtung Rassismus und Neoliberalismus.
Im Kolonialstil
Erklärtes Ziel von Stowes Roman "Uncle Tom's Cabin, or Life Among the Lowly" war, durch Mitleid die Stimmung in den USA gegen die damals noch legale Sklaverei zu lenken. Tatsächlich trug der Bestseller zum Erfolg der Abolitionisten vor gut 150 Jahren bei. Literarisch war er eher als frömmelnde Schnulze einzuordnen. Dass das Buch nicht so toll ist, finden augenscheinlich auch Harald Posch und sein Team. Bei ihnen nistet sich anfangs ein überkandidelter Urlaubertrupp in einer mit kolonialistischem Kitsch aufgepeppten Ferienhütte ein und beginnt lieblos, die Romanhandlung anzuerzählen: Den Dialog zwischen dem gutherzigen Master Shelby und dem Sklavenhändler Haley, dem er seinen Tom verkaufen muss, gibt es von Wojo van Brouwer und Sören Kneidl gespielt; wie die junge Eliza ihren Sohn einem ähnlichen Schicksal durch Flucht entzieht, erzählt Katharina Knap nur in ein Mikro.
Um die Repräsentation schwarzer Figuren aus dem Buch macht Posch also einen hohen Bogen und vermeidet so den naheliegenden Aufschrei der Political Correctness. Stattdessen schmiert man sich exzessiv mit Sonnencreme ein, fachsimpelt über Safarijagden, hantiert mit Liegestühlen und hetzt durchs Haus wie spielende Kinder. Den Roman dampft Posch auf ein paar Schlüsselstellen ein. Der Ausgang des Plots wird am Ende überhaupt nur noch auf drei Texttafeln zusammengefasst ins Publikum gehalten. Nicht, dass einem Stowes sentimentale Sätze abgehen, aber brauchte der Regisseur wirklich eine überholte Vorlage, um sie dann links liegen zu lassen?