Der Autor Mehdi Moradpour verbindet seine iranische Herkunft mit Deutschland
Er sei ja nur „Sekundärautor“, schmunzelt Mehdi Moradpour bescheiden. Die Urkunde des renommierten Schreiblehrgangs „Forum Text“ der Grazer Institution UniT, die ihn seit 2016 offiziell als Dramatiker ausweist, hat er noch nicht abgeholt. Laut seinem Doktorat ist Moradpour promovierter Hispanist. Und sein Geld verdient der gebürtige Iraner als Dolmetscher und Übersetzer für Spanisch und Farsi in Berlin. Wenn doch einmal ein bisschen Geld durchs Schreiben hereinkommt, nutzt er es zur Rückzahlung seiner Unikredite.
Dennoch liest man den Namen Mehdi Moradpour in den letzten Jahren immer wieder im Theaterkontext. Für das Berliner Grips-Theater arbeitet er derzeit an einem Kinderstück, und für einen Verlag übersetzt er das Werk eines kubanischen Dramatikers ins Deutsche. Seine hauptsächlich im Rahmen geförderter Arbeitsateliers entstandenen Theaterstücke vertritt der renommierte Suhrkamp-Verlag. In Wien, wo er 2016 den Exil-DramatikerInnenpreis der Wiener Wortstätten entgegennahm, ist nun erstmals ein Text von ihm auf der Bühne zu sehen: „Ein Körper für Jetzt und Heute“ am Schauspielhaus (Kritik nebenan).
Beim Gespräch nimmt sich Moradpour Zeit für seine Ausführungen, blickt ernst durch die Brillengläser und lässt doch Humor durchschimmern. Sie persischer Akzent ist klar erkennbar, aber er macht keinen einzigen Grammatikfehler und spricht korrekt von „Autorinnen und Autoren“. Kein Wunder, gehörten zu seinen frühesten Deutschlernerfahrungen doch poststrukturalistische Ansätze zur Kulturtheorie an der Uni Leipzig.
1979 in Teheran geboren, lebt er im deutschsprachigen Raum mittlerweile schon fast so viele Jahre wie damals im Iran. „Es klingt wie ein Klischee“, gesteht er, „aber ich habe nie gedacht, dass ich Autor würde.“ Dabei schüttelte der Vizerektor seiner Schule, der gleichzeitig sein „Aufsatzlehrer“ war, stets den Kopf, wenn der kleine Mehdi als „Mitstifter von Unruhen“ ins Rektorat bestellt wurde. „Weil er eben fand, dass ich so ein begabter Schreiber war. Damals habe ich das nicht ernst genommen.“ So nahm er mit 19 ein Physikstudium im Nordiran auf, vor allem um dem Militärdienst zu entgehen.
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