Das Landestheater Niederösterreich bringt zwei Kinderbuchklassiker auf die Bühne
Wie, nur eine Karte? Das Einlasspersonal in St. Pölten ist verwirrt, als der Falter-Kritiker ohne 4-jährige Begleitung eintritt, um sich „Die Geggis“ nach dem Buch von Mira Lobe anzusehen. Es ist eine von zwei Kinderproduktionen am Landestheater Niederösterreich.
„Die Geggis“ ist eine Art „Romeo und Julia“ mit Fantasiewesen und glücklichem Ende. Grüne Sumpfgeggis und rote Felsgeggis sind einander verhasst, aber auch noch nie begegnet. Bei der jungen Regisseurin Jana Vetten muss auch das Publikum Farbe bekennen, denn es wird auf zwei Tribünen aufgeteilt und anfangs von Sumpfgeggi-Kind Gil (Johanna Wolff) und Felsgeggi-Kind Rokko (Florian Haslinger) jeweils für die „richtige“ Partei vereinnahmt. Wer will, bekommt sogar einen farbigen Punkt auf die Nase. Die Figuren wirken in ihren Kostümen ein bisschen wie ungewöhnlich agile Teletubbies.
Das entspricht auch etwa dem Komplexitätsgrad der Aufführung. Denn natürlich verlaufen sich Gil und Rokko eines Tages und treffen aufeinander. Mir nichts, dir nichts werden sie Freunde und überzeugen auch ihre Erziehungsberechtigten (Othmar Schratt, Wendi Gessner), dass alles happy-peppi ist zwischen Rot und Grün. Wäre es doch nur immer so einfach.
Mehr Zeit für die Entfaltung seiner Geschichte gibt sich Simon Windisch. Der Steirer gilt als einer der kreativsten Regisseure im Kinder- und Jugendtheater, „Die kleine Hexe“ nach Otfried Preußler (ab 6 Jahren) ist seine erste Arbeit in St. Pölten. Auch hier gibt es eine Moral, die aber subtil unterlaufen wird: Die kleine Hexe (Josephine Bloéb) will ernst genommen werden. Sie übt fleißig das Hexen und hilft so gemeinsam mit dem Raben Abraxas (Stanislaus Dick) allerlei Leuten. Der Hexenrat aber lehnt sie dann gerade deshalb ab, weil sie zu wenig Böses anrichtet. Daraufhin verbrennt sie ihre Besen.
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