„All das Schöne“ im Theater Drachengasse
Mitmachtheater zum Thema Freitod – was zynisch bis deprimierend klingt, erweist sich im Theater Drachengasse als großer Wurf. Schon Duncan Macmillans Zwei-Personen-Stück „Atmen“ war ein Erfolg für die Innenstadtbühne. Den Monolog „All das Schöne“ entwickelte der britische Dramatiker mit dem Comedian Johnny Donahoe, der ihn auch als Erster darbot. Eine Person unbekannten Namens erzählt von einer Liste schöner Dinge, Tätigkeiten und Momente, die sie siebenjährig nach dem ersten Selbstmordversuch ihrer Mutter anlegte und seither immer in entscheidenden Lebensphasen fortsetzt.
Für Wien hat die Regisseurin Esther Muschol aus dem Erzähler eine Frau gemacht, den Text stark lokal adaptiert und Michaela Bilgeri auf den Leib inszeniert. Die vom Aktionstheater bekannte Schauspielerin ist das verkörperte Identifikationspotenzial. Sie versucht sich nicht an hochgestochenem Bühnendeutsch, hält Augenkontakt mit ihrem Publikum. Vor Beginn verteilt sie Zettel und bittet, diese später immer dann vorzulesen, wenn bei der Vorstellung die entsprechende Zahl ertönt: „1. Schokolade“ steht da, oder: „7. Beobachten, wie andere heimlich nasenbohren“.
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