Die Gruppe Walktanztheater ist mit drei Uraufführungen „Am Zug“. Startbahnhof: Feldkirch
Migration, das wird in Wien und Umgebung gern vergessen, findet nicht nur östlich von uns statt. Auch an Österreichs Westgrenze gibt es andere Länder, und das Thema des Pendelverkehrs zwischen Vorarlberg, Liechtenstein und der Ostschweiz wird in der Region viel diskutiert. Im Rahmen des Kulturprogramms zum Gedenken an die erstmalige Bezeichnung von Feldkirch als Stadt vor 800 Jahren wählt die Gruppe Walktanztheater einen besonders originellen Zugang – man müsste fast sagen: einen Zuggang. Das Projekt „Am Zug“ schafft es, die beiden entgegengesetzten Wunschträume zeitgenössischer Kulturproduktion zu bedienen: Es ist sowohl ein internationaler als auch ein regionaler Theaterabend.
Innerhalb von nur zweieinhalb Stunden fährt ein eigens gemieteter Sonderzug drei Länder an. Unterwegs im Waggon, aber auch an diversen Bahnhöfen kommen neue Texte von Schreibenden aus all diesen Ländern zur Uraufführung, dargeboten von Performerinnen und Performern aus sogar fünf Nationen. Immer wieder sind auch Chöre in die Inszenierung eingebunden, die sich aus örtlichen Amateurspielgruppen zusammensetzen. Maximilian Lang aus Österreich, Rebecca C. Schnyder aus der Schweiz und der Liechtensteiner Stefan Sprenger haben dafür Geschichten über das Reisen geschrieben, nachdem sie zu Recherchezwecken viel Zug gefahren und auf der Strecke mit Menschen ins Gespräch gekommen sind. Da Walktanztheater aber auch „Tanz“ im Namen hat, kommt auch die Körperkunst nicht zu kurz: Die Artistin Tamara Kaufmann ergänzt die Monologe und Dialoge mit Akrobatik.
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