Die Sommertheater in Haag und Helfenberg widmen sich uralten Stoffen – mit unterschiedlichem Erfolg
Gut 500 Jahre alt ist die Geschichte von Alonso Quijano, der zu viele Bücher über Ritter gelesen hat und sich nun selbst für einen hält. Seine Freunde und Nachbarn lassen dem Wahnhaften die Illusionen – eine Praxis, die Psychiater heute gutheißen würden. Für den Theatersommer Haag hat Nicolaus Hagg den Wälzer „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes zu einem Bühnenstück kondensiert, in dem alle Abenteuer des Ritters von der traurigen Gestalt eindeutig nichts weiter sind als psychologische Maßnahmen des Umfelds: Der erste Akt spielt sogar zur Gänze in der Stube des Kranken. Um ihn herum sind Pfarrer und Barbier, der gutgläubige „Knappe“ Sancho Panza samt gestresster Frau und ein junges Liebespaar, das gleich mehrere Figuren des Originals auf sich vereint. Immer wenn es ins Fantastische geht, hebt ein Live-Trio zu verträumter hispanischer Musik an.
Stephanie Mohr inszeniert solide und lässt den Figuren ihre sympathischen Schrullen. Die Hauptrolle füllt der neue Intendant Christian Dolezal mit Körperkomik und Starrsinn gut aus, sein „Sidekick“ Thomas Mraz läuft ihm als Sancho mit berührend verschwitzter Empathie sogar bisweilen den Rang ab. Trefflich! Würde Cervantes in der fantastischen Übersetzung von Susanne Lange sagen, die diese Neudichtung inspiriert hat.
Mehr im Falter 31/17