Demokratische Nacht – Du Prolet! – Harald Posch mischt am Wiener Werk X Ödön von Horváths Italienische Nacht mit österreichischer Gegenwart auf
Wien, 6. April 2017. Langatmig ist dieses Zeltfest nicht. Gerald Fresacher hat es mit Discokugel, Bierbänken und viel Dampf unter der Plastikplane ausgestattet. Ein Urinal, Dixi-Klos und geschmacklos gekleidete Menschen beiderlei Geschlechts komplettieren die Atmosphäre. Darin spielt es sich dann ab: Hassposts, Voguing, Judith Butler, Flüchtlinge, Flüchtlinge, Flüchtlinge, Selfies, Trump: Harald Poschs Abend "Demokratische Nacht – Du Prolet!" ist ein unkonzentriertes Konzentrat von allem, was so beim schnellen Durchscrollen der News-Seite hängenbleibt.
Dazwischen wird Horváth gegeben, und das überraschend gut, dafür, dass dem Regisseur und Ko-Leiter des Werk X alles andere wichtiger zu sein scheint. Wenn die Herren Gasthausbesucher beim Gruppenpinkeln "Stille!" brüllen, konterkariert das amüsant die bisweilen sakrale Verehrung der Horváth'schen Leerstellen. Aber auch seine Momente, in denen sich bildungsferne Figuren durch ihre Sprechweise rührender Lächerlichkeit preisgeben, sind griffig herausgearbeitet. Besonders Laura Mitzkus ("Red doch nicht immer so hochdeutsch!"), und die faszinierend wandelbare Zeynep Buyraç geben dem Text eine ganz natürliche Modernität.