Die Verleihung des Theaterpreises „Faust“ erweist sich wider Erwarten als gelungene Show
„Laaangweilig!“ Der Gast aus Wien wird auf die zwölfte Verleihung des deutschen Theaterpreises „Der Faust“ eingestimmt. Die Gala sei für drei Stunden ohne Pause angesetzt und erfahrungsgemäß quälend peinlich. Gratis Speis und Trank auf der After-Party seien für viele der einzige Grund, sich in Abendgarderobe zu werfen und herzukommen. Erwartungsminimiert setzt man sich in den Saal des Schauspiel Leipzig, wo die Veranstaltung dieses Jahr ausgerichtet wird – und staunt.
Der Faust existiert seit 2006 als Imitat des Wiener Theaterpreises „Nestroy“. Der jeweils heimische Bühnenverein möchte mit etwas Glamour den Stellenwert seiner Künstler erhöhen. Anders als beim Nestroy sind die Mitglieder aber nicht auf eine Stadt, sondern auf das ganze unübersichtliche Land verteilt. Neben Schauspiel wird auch Musiktheater und Tanz prämiert, sogar eine Kategorie „Regie Kinder- und Jugendtheater“ ist dabei. Die Häuser nominieren einander recht willkürlich, eine Jury wählt dann eine Shortlist und die Preisträger aus. Die wirklich herausragenden Leistungen des Jahres fehlen in der Regel.
Kaum hat in Leipzig die Preisverleihung begonnen, verstummt die gehässige Skepsis. Der Schauspieler Christian Friedel (bekannt aus den Filmen „Das weiße Band“ und „Amour fou“) moderiert. Er beginnt in einem weiten Rock mit einem schneidend politischen Monolog über Angst um die Freiheit der Kunst in Zeiten von AfD und Trump.
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