In der „casa nova“ tanzen sie den Tango Korrupti
Für das niederösterreichische Festival Theaterherbst wird jedes Jahr eine Komödie aus einem anderen Land inszeniert und nach Stationen im Theater Forum Schwechat und im Stadtsaal Zwettl auch im jeweiligen Land gezeigt. Heuer ist Italien an der Reihe, und dort war Carlo Goldoni immer schon einer der Lustigsten. Der Venezianer, der im 18. Jahrhundert die Commedia dell’arte revolutionierte, verarbeitete eine seiner Übersiedlungen im hierzulande kaum bekannten Stück „La casa nova“. Intendantin (und Hauptdarstellerin) Manuela Seidl hat es unter dem Titel „Die neue Wohnung“ und der Regie von Marius Schieder in einer modernen österreichischen Dialektfassung herausgebracht.
Die Modernisierung ist aber leider mit dem Holzhammer erfolgt. Im Stil des Literaturnobelpreisträgers Dario Fo wollte man die Geschichte eines Geschwisterpaares, das um das Erbe eines griesgrämigen Onkels rittert, mit politischem Zündstoff aufladen. Dieser erschöpft sich letztendlich in bemühten kabarettistischen Einwürfen von Begriffen wie „Buwog“, „Wohnbau“ und „Tango Korrupti“. Während mit verballhornt italianisierten Schauspielernamen beschriftete Umzugskisten das Bühnenbild darstellen, bleiben die Kostüme historisch (was wohl ironisch gemeint ist). Die Schauspieler bedienen die Typenkomödie indes mit nervtötender Konsequenz: Johannes Kemetter raunzt als Lorenzo etwa wie ein kleines Kind, dem man seine Verliebtheit in die Nachbarin nicht abkauft, nicht deren Gegenliebe erst recht nicht. So ist der übermütige Abend weder im Alten noch im Neuen richtig zu Hause.
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