Hysterisch und brillant: Herbert Fritsch kehrt mit „Komödie der Irrungen“ ans Burgtheater zurück
Ausgelassen klettert Herbert Fritsch auf der Burgtheaterbühne herum, schwingt sich von Gerüsten und legt seinen Kopf in die Schlinge des Galgens, den er in sein farbenfrohes neues Bühnenbild gestellt hat. Der 66-jährige Regisseur lässt sich nicht gerne dreinreden, deshalb entwirft er seine Kulissen selbst. Nur den Trompetenbaum, der während der Fotosession unerklärliche Geräusche von sich gibt, hat er beim Instrumentenbauer Jakob Scheid bestellt.
Spätestens mit seiner Molière-Inszenierung „Der eingebildete Kranke“ ist Herbert Fritsch in Wien angekommen – schon bei den Festwochen 2015 gab es seine Nonsens-Oper „Ohne Titel Nr. 1“ als Gastspiel der Berliner Volksbühne zu sehen. An der Volksbühne wurde Fritsch auch als Schauspieler groß und durfte eigene Projekte umsetzen, obwohl diese völlig gegen den Strich des Hauses gebürstet waren – etwa das noch immer unvollendete Langzeitfilmprojekt „hamlet X“. Fritschs irrwitzige, oft akrobatische und grellbunte Abende waren mehrfach zum renommierten Berliner Theatertreffen eingeladen. Dass ihm Kritiker vorhalten, sich zu wiederholen, versteht er nicht, denn er liebt Wiederholung. Am Burgtheater hat nun seine Inszenierung eines Shakespeare-Stückes Premiere, dessen Titel wie für ihn geschrieben wirkt: „Die Komödie der Irrungen“.
Falter: Herr Fritsch, Sie gelten als Meister der Hysterie.
Herbert Fritsch: Der Begriff wird mir auch im Negativen oft nachgesagt. Ich verstehe Hysterie im Sinne des scheinbaren Kontrollverlusts, der aber in sich präzise kontrolliert ist. Nur wenn der Schauspieler den Seiltanz auf dem Grat zwischen Hysterie und Präzision jeden Abend findet, dann geht’s richtig ab. Die Hysterie kann aber auch im Stillen ablaufen.
Wie wird das bei der „Komödie der Irrungen“? Schnell oder langsam?
Fritsch: Das Stück ist sehr schnell geschrieben. Aber es könnte sein, dass die Hochgeschwindigkeit in dieser Inszenierung kleine Störungen kriegt. Diese – auch musikalischen – „Breaks“ sind etwas, was ich an mir neu entdeckt habe. Sie sind sehr riskant, machen mir aber Spaß.
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