Martin Laberenz inszeniert am Burgtheater Goethes „Torquato Tasso“. Bisher war dem Theatermacher kein Klassiker heilig
Mit starren Konzepten kann Martin Laberenz nichts anfangen. „Ich habe zwar vor dem Proben eine ungefähre Vorstellung, wie der Abend aussehen soll, aber die ist dann schnell obsolet“, sagt der 34-jährige Regisseur. „Immer wenn ich versucht habe, ein Konzept umzusetzen, ist es gescheitert, weil das Ergebnis blutarm und ausgedacht daherkam.“
Karin Bergmann legte Laberenz Johann Wolfgang von Goethes klassisches Künstlerdrama „Torquato Tasso“ in die Hände. Nach einer eher gefälligen Spielzeit 2015/16 kann die Burg-Direktorin so womöglich zeigen, dass sie auch Provokation und Konfrontation mit dem Abo-Publikum nicht scheut.
Sein „Faible für volkstheaterhafte Elemente“ wie Slapstick und Körperkomik gesteht Laberenz offen ein. In einer Kafka-Inszenierung stellte er ein Penispiano auf die Bühne, in Molières „Der Geizige“ ließ er den knausrigen Helden sein Geld im Schlamm vergraben.
Über die aktuelle Vorlage spricht Laberenz entgegen seinem Ruf mit großem Ernst: „Der Dichter, der sich in abstrakteren Regionen aufhält, trifft auf die Politikerfigur, die sich in konkreten, handlungsaffinen Räumen aufhält.“ Den Dichter Tasso spielt Philipp Hauß, Laberenz’ Stammschauspieler Ole Lagerpusch den Herzog Alfons II. von Ferrara. „Der Dichter würde auch gerne handeln, ebenso möchte der Politiker gerne aus dem Augenblick und eben nicht aus einer Partitur heraus reagieren.“
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