Altmeister Dieter Dorn inszeniert in Salzburg Samuel Beckett und plädiert für mehr Theatertheater
Als sie ihr Programm für die kommende Saison vorstellte, sprach Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann von ihrem „nächsten alten Herrn – einen hatte ich ja schon diese Spielzeit“. Damit schuf sie eine Kategorie, in die der 79-jährige Claus Peymann, der im Februar Peter Handkes neues Stück uraufgeführt hatte, ebenso fiel wie der 80-jährige Dieter Dorn, der jetzt Samuel Becketts Klassiker „Endspiel“ inszeniert. Premiere ist am Samstag im Salzburger Landestheater, im September übersiedelt die Produktion nach Wien.
Dorn mag zwar in Peymanns Altersgruppe fallen, möchte sich aber nicht mit ihm verglichen sehen. „Ich habe meine Palette und meine Farben, mit denen male ich“, sagt Dorn dem Falter. „Mit der Zeit werde ich immer vorsichtiger, um nicht zu kleckern. Das ist heute nicht mehr üblich. Viele benutzen den Text nur, um sich Qual und Arbeit zu ersparen.“ Zwar blieb auch Peymann bei Handke sehr nah am Text, in Interviews stellt sich der Direktor des Berliner Ensembles aber gerne immer noch als „Avantgarde“ dar, Dorn hingegen bekennt sich zur geradezu unzeitgemäßen Buchstabentreue. Kaum noch hört man eine derart klare Verteidigung der Inszenierung „by the book“ wie vom langjährigen Direktors der beiden großen Münchner Schauspielhäuser: der Kammerspiele (1983–2001) und des Residenztheaters (2001–2011).
Mehr Im Falter 30/16