Der Hinweg hat Spektakelcharakter. Nicht einmal die Anreise zum antiken Amphitheater im griechischen Epidavros schlägt den Blick aufs Alpenland aus der Muttersberg-Seilbahn. Oben angekommen, muss man wieder ein paar Höhenmeter absteigen, bis man zur eigens aufgebauten Bergarena kommt, wo Thomas A. Welte heuer zum zweiten Mal „Shakespeare am Berg“ inszeniert. In einem discobunt beleuchteten Stahlgerüst mit weißen Vorhängen und einem pinken Brunnen (Ästhetik: gothic, aber mit Farbfilter) bringt er mit nur fünf Schauspielern „Romeo + Julia“ auf die Bühne. Die Tragödie um zwei todessehnsüchtige Teenager aus verfeindeten Familien hat Welte gendertechnisch durchgeschüttelt: Einige Frauen spielen Männer, andere Rollen wurden geschlechtsumgewandelt. Vor allem ist Romeo der zartfühlende Capulet, der verheiratet werden soll, und Julia die toughe, sich duellierende Montague.
Mehr im Falter 30/16