Nach Sex und Drugs der Rock’n’Roll
„Hotel Rock’n’Roll“, gerade in der Steiermark und Wien abgedreht, führt die sehr österreichischen Typen aus „Nacktschnecken“ und „Contact High“ wieder zusammen. Michael Ostrowski übernahm diesmal auch die Regie
Zum ersten Mal Regie bei einem abendfüllenden Kinospielfilm zu führen macht Michael Ostrowski keine Angst. Erstens hat er seinen alten Theater-im-Bahnhof-Spezi Helmut Köpping als Outside Eye dabei. Zweitens ist es nicht wirklich das erste Mal. „Seit zwei Jahren führe ich Regie bei Werbungen. Das kriegt nur keiner mit“, berichtet er am Set zu seiner offiziell ersten Kinoarbeit „Hotel Rock’n’Roll“. Dabei trägt er eine Livree, denn es ist ein Hotel und er spielt selbst mit. Auch die Doppelbelastung: kein Problem. „Schwierig ist eher, dass täglich zweihundert andere Entscheidungen getroffen werden müssen. Und das frühere Aufstehen finde ich blöd.“
Nostalgische Ironie: Den Werbegig bekam Ostrowski von Regisseur Michael Glawogger übergeben. Der ging auf eine Weltreise mit ungeplantem Ausgang und überließ seinem Stammschauspieler die Fernsehregieaufträge. Glawogger verstarb 2014 in Liberia unerwartet an Malaria. Zuvor noch hatte er mit Ostrowski zusammen das Drehbuch zu Teil drei der „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“-Trilogie fertiggestellt, dessen Regie er nach „Nacktschnecken“ (Sex) und „Contact High“ (Drugs) selbstverständlich wieder hätte übernehmen sollen. So kam Ostrowski zum Zug: ungewollt, aber nicht widerwillig. „Es ist spannend, alle Ideen bis ins Letzte verwirklichen zu können und nur durch Zeit und Geld limitiert zu sein“, sagt er. „Im Prolog des Films gibt es einen Onkel, der das Hotel übergibt und dann stirbt. Diese Rolle hätte der Glawo selbst spielen wollen. Daher ist er für uns jetzt der Onkel, der uns alles übergeben hat, im übertragenen Sinne und im realen. Und das ist jetzt gar nicht esoterisch gemeint.“ Den Onkel spielt jetzt Willi Resetarits.
„Hotel Rock’n’Roll“, der mit einem passablen Budget von 2,5 Millionen haushaltet und irgendwann im Jahr 2016 in die hiesigen Kinos kommen wird, will den schrägen, sehr österreichischen Humor und die Figuren aus den Vorgängerfilmen beibehalten und noch weiter überspitzen. Neuzugang Gerald Votava – ebenfalls in Livree und mit aufgeklebten Feuermalen, eine Art Fusion aus Hotelpage und Amadeus – nimmt, halb schon in seiner Rolle versunken, einen tiefen Zug von einer berauschenden Rauchware und blödelt darüber, wie er die musikalisch weniger geschulten Kollegen Pia Hierzegger und Georg Friedrich mit der Peitsche im Takt hält.
Denn nicht nur treffen sich hier Sex und Drugs wieder, der titelgebende Rock’n’Roll ist ganz wörtlich gemeint. „Glawo liebte Hotels, er hat ja auch das Buch ,69 Hotelzimmer‘ darüber geschrieben“, berichtet Ostrowski. „Und mich faszinieren die alten Hotelfilme von Hans Moser bis zum ,Schloss am Wörthersee‘, wo es meistens darum geht, ein altes Hotel zu retten und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Das Genre wollte ich aufgreifen und persiflieren. Wir haben uns gefragt: Was würden unsere Figuren in einem Hotel machen? Und natürlich würden sie eine Band gründen.“ Friedrich lernte Schlagzeug, Hierzegger den Bass, und Gerald Votava ist sowieso schon ein viel erprobter Gitarrist. Musik von Element of Crime (Sven Regener hat eine Nebenrolle als Pfarrer) und dem Hiphopper Skero tut das Ihrige, um ein neues Genre zu kreieren, wie Michael Ostrowski hofft: „eine Mischung aus Hotelfilm und Rock’n’Roll-Film!“
Dass der Dreh bald zu Ende ist, stimmt ihn schon traurig, denn das Team ist seit „Nacktschnecken“ eng zusammengewachsen. Aber muss es denn zu Ende sein? „Na ja. Eine Trilogie ist halt eine Trilogie, ein bisserl“, sagt er und klingt selbst nicht ganz überzeugt. Wer weiß, vielleicht gibt es also noch ein Leben nach Sex, Drugs & Rock’n’Roll. So begeben sich die Herren in ihren Livrees in dem sympathisch heruntergekommenen Anwesen in der Obersteiermark in den „Magic Garden“ zurück und drehen eine der letzten Szenen, mit viel Improvisation, viel Blödelei und viel Freiheit. Rock’n’Roll eben.