Shakespeares Dänenprinz als sensibel-melancholischer Zauderer? Das geht auch anders! In der Version der südafrikanische Choreografin Dada Masilo steht ausdrücklich kein Sympathieträger auf der Wiener Burgtheater-Bühne. Dafür gibt es hohes Tempo, viel Witz und einen Fokus auf den Frauenfiguren.
24. Juli 2024. Keine Sorge, der Sommer ist noch nicht vorbei. "Hamlet" im Burgtheater, das wird zwar die Eröffnungsproduktion des neuen Direktors Stefan Bachmann am 5. September, aber jemand Jüngeres, Agileres kommt ihm sechs Wochen zuvor. Im größten deutschsprachigen Schauspielhaus bringt Dada Masilo, 1985 im südafrikanischen Soweto geboren, ihre Version der Shakespeare'schen Tragödie zur Uraufführung. Sie tut es beim ImPulsTanz-Festival und folglich nach der Devise: A little less conversation, a little more action, please!
In 1,5-facher Geschwindigkeit
Seit sie 2013 in der feinsinnigen Studie ihres Landsmanns William Kentridge, "Refuse the Hour", sogar den Meister selbst zum Tanzen brachte, kehrt Masilo mit ihrer Johannesburger Kompanie The Dance Factory gern zu ImPulsTanz zurück. Bisher zeigte sie dabei moderne Interpretationen von klassischem Ballett: "Schwanensee", "Giselle", "Le sacre du printemps". Doch auch mit Shakespeare hat sie sich schon beschäftigt, gar mit "Hamlet": 2011 hatte ihr Ophelia-Solo "The Bitter End of Rosemary" Premiere.
Auch jetzt stellt die Choreografin diese Frauenfigur ins Zentrum, schon indem sie selbst die Rolle übernimmt. Herzzerreißende Liebesduette zwischen ihr und Hamlet erinnern an Anna Teresa de Keersmaekers "Verklärte Nacht", aber mit extra Pepp – überhaupt wirken Masilos typisch blitzschnelle Armbewegungen, als spiele jemand sie in 1,5-facher Geschwindigkeit ab. Später solidarisiert sich Ophelia mit Königin Gertrude (Albert Khoza), kaum dass deren Sohn Hamlet ihren eigenen Vater Polonius ermordet hat. Der Wahnsinn hat da schon eingesetzt, sie taumelt nackt auf die Bühne und schwingt sofort mit dem neuen Ersatzelternteil im Gleichtakt.