Wie sähe die Kunstgeschichte ohne Männer aus? Sara Ostertag und ihre Gruppe makemake produktionen machen die Probe aufs Exempel und nehmen sich Leben und Werk der großen Malerin Maria Lassnig vor. Und live auf der Bühne gibt's noch eine zweite Alte Meisterin.
17. Oktober 2024. Die bildende Kunst hat es Sara Ostertag schon immer angetan. In den gelungensten Arbeiten der Wiener Regisseurin, Festival- und demnächst auch Theaterleiterin an der Gumpendorfer Straße greifen Kostüm, Bühne und Musik faszinierend fluide ineinander und sind mindestens ebenso wichtig wie das Schauspiel.
Ihr neuester Abend mit dem 2011 von Ostertag mitgegründeten Kollektiv makemake produktionen hat nun ganz explizit die Malerei (und die Fotografie) zum Thema und als Ausdrucksmittel.
In 80 Theaterminuten nimmt sich Ostertag Großes vor: einen Blick auf Leben und Arbeit der berühmten Kärntner Malerin Maria Lassnig (1919–2014) zu werfen und zwei kunsthistorische Essays mit sprechenden Titeln zu beleuchten: "Why Have There Been No Great Women Artists?" von Linda Nochlin und Katy Hessels "The Story of Art without Men".
Mit freundlicher Ironie
Das klingt diskursiv, auch noch in den ersten Minuten von "Alte Meisterin" im Wiener Kosmos Theater, wenn Schauspielerin Clara Liepsch den Hessel-Text zitiert und sich zunehmend darüber aufregt, dass alle Giotto, Botticelli, Tizian kennen, aber niemand Anguissola, Fontana, Gentileschi. Doch schon anhand dieses ersten Monologs wird klar, dass es hier weniger um die übliche feministische Anklage geht als darum, dass auch auf dieser Bühne, jetzt gerade, Kunst entsteht: Mit freundlicher Ironie fügt Liepsch der Liste künstlerischer Frauen auch die Namen der Anwesenden hinzu.