Otto Muehl wäre dieser Tage 100 Jahre alt geworden. Um dieses Jubeljahr ging es beim zweiten „Wiener Kongress“ im Rahmen der Wiener Festwochen allerdings nicht.
Neben dem Schauspieler Florian Teichtmeister und dem Sänger Till Lindemann stand auch der Sektengründer und Wiener Aktionist im Zentrum einer Sitzung. Der Titel der Veranstaltung lautete: „Kunst und Missbrauch“. Eine vierköpfige Jury sollte klären, inwieweit es vertretbar ist, Kunstwerke des wegen Vergewaltigung und Unzucht verurteilten Muehl auszustellen oder sogar – wie der Sammler und Galerist Philipp Konzett – daran zu verdienen.
Das vom Festival-Intendanten Milo Rau entwickelte Format sah vor, dass die Jury acht Auskunftspersonen eingehend befragte. Zu ihnen gehörten ein Kunstexperte, ein Urheberrechtsanwalt und die Direktorin des Wiener Aktionismus-Museums (WAM), vor allem aber Betroffene von Muehls Gewalt: ehemalige Sektenmitglieder, von denen eines in der von Muehl gegründeten Kommune Friedrichshof geboren wurde.
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