„Eine Art Arztpraxis, die aber in eine wilde Heidelandschaft übergeht.“ So schreibt Elfriede Jelinek die Szenerie im ersten Akt ihres frühen Stückes „Krankheit oder Moderne Frauen“ vor. Und tatsächlich rotiert auf der grellroten Drehbühne ein Gynäkologiestuhl herein, dahinter hängt ein Landschaftsgemälde. Ein aberwitziges Geschehen wird hier seinen Lauf nehmen, über Vampirismus und Häuslichkeit, Männer- und Frauensolidarität. Doch anders als im Text vorgesehen, eröffnet Claudia Bauer ihre Inszenierung nicht mit der Verlobung des Frauen- und Zahnarztes Doktor Heidkliff mit der Krankenschwester Emily.
Erst darf sich im Orchestergraben der Wiener Schmusechor einsingen. Dann erklingen, gesprochen von Nick Romeo Reimann in Gestalt eines komplett weiß geschminkten und gekleideten Clowns, ganz grundsätzliche Worte der Autorin zum Theater. Sie stammen aus ihrem Essay „Ich möchte seicht sein“, der etwa zeitgleich mit dem Drama entstand.
Conférencier: Ich will nicht spielen und auch nicht anderen dabei zuschauen. Wie entfernen wir diese Schmutzflecken Schauspieler aus dem Theater? Sperren wir sie einfach aus!
Doch die Schauspieler werden nicht ausgesperrt, im Gegenteil, sie erobern die Bühne und machen ein Fest aus der bissigen Satire.
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Kultur heute
Moderation: Doris Schäfer Noske
Sonntag, 26. Januar 2025, 17:30 Uhr
Deutschlandfunk