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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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WIEDERGELESEN: WIR LASEN VON HASEN – Klassikerbesprechung in der Buchkultur 209

August 22, 2023 Martin Pesl

„Unten am Fluss“ handelt von Klimaflucht, Krieg, Angst, Solidarität. Eine der größten Geschichten der Menschheit enthält fast keine Menschen. Bei Frith!

Wenn Menschen für ihre Kinder Geschichten erfinden und die dann verzückt sagen: „Das solltest du veröffentlichen, Papa“, dann sind meist Furcht und Schrecken angesagt – man denke nur an M. Night Shyamalan und einen Gutteil seiner Filme.

Im Falle von „Unten am Fluss“ ging die Sache erstaunlich gut aus. Der britische Weltkriegsveteranen und Ministerialbeamten Richard Adams nahm sie auch ernster als andere Märchenonkel: Seine auf einer langen Autofahrt begonnene Erzählung von einer Gruppe Wildkaninchen, die wegen (berechtigter) Vorahnungen ihr Revier verlässt, brachte er später nicht nur Schritt für Schritt zu Ende, als er seine Töchter in die Schule fuhr und abholte. Er setzte sich auch zwei Jahre hin und goss sie unter Hinzuziehung eines Sachbuchs über Kaninchen in einen Roman, die Mädchen immer wieder als Lektorinnen hinzuziehend und eine eigene Sprache für Begriffe erfindend, die nur in der lapinen Welt Sinn ergeben, etwa Silflay: „draußen essen“.

Dass die Verlage zunächst alle fanden, „Watership Down“ (so der Originaltitel) sei zu schwierig für kleine und zu kindisch für größere Kinder, empfand Adams nicht als schlimm, die Auftraggeberinnen waren schließlich zufrieden. Dann aber gab der Erfolg der peniblen Recherche und der Verniedlichungsverweigerung recht. Millionen Exemplare wurden verkauft, nicht einmal „Der weiße Hai“ verdrängte (zum Leidweisen von dessen Autor Peter Benchley) das Buch 1974 von Platz eins der Beststellerliste.

Wenn es jetzt in der – ebenfalls sehr erwachsenen – Neuübersetzung von Henning Ahrens neu erscheint, hat das mit dem 50. Jahrestag der Erstveröffentlichung zu tun, aber auch mit bitterer Aktualität, Stichwort: Artensterben, Stichwort: Klimaflucht. Der Grund für den Exodus der Kaninchen ist ein von Menschen zu erschaffendes Neubaugebiet. Das weiß der kleine Fiver zwar nicht, aber er spürt, dass Verderben naht. Und es finden sich einige Genossen, die seine Instinkte ernst nehmen.

Weiterlesen in der Buchkultur 209

In Autor Tags Rezension, Blitz-Bildung, Buchkultur, Tier

LUST AUF LITERATUR: DR. JEKYLL UND MR. HYDE – Literatursendung auf Ö1

October 19, 2022 Martin Pesl

Auftrag

Besprechung des Romans „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ im Gespräch mit Kathrin Wimmer

Auftraggeber

Ö1

Projektinfo

Lust auf Literatur - Die Bücherbox zum Thema "Gothic Novels" (3)

Eine rätselhafte Gestalt taucht in den nächtlichen Straßen Londons auf - und ist ebenso schnell wieder verschwunden. Sie erscheint als Verkörperung all der dunklen Leidenschaften, die in den Tiefen der menschlichen Seele schlummern - eine Ausgeburt des Bösen, die auch vor einem Mord nicht zurückschreckt. Alles, was man über sie weiß, ist ihr Name: Mr. Hyde. Der 1886 veröffentlichte Roman zählt zu den bekanntesten Werken der englischen Schauerliteratur. In seiner Novelle setzte sich der schottische Autor Robert Louis Stevenson mit der Dualität der menschlichen Natur auseinander: Gut und Böse. Ein Motiv, mit dem Stevenson viele Kunstschaffende beeinflussen sollte, z.B. Comic-Autor:innen. Man denke etwa an den "Green Goblin" aus den Spider-Man- oder "Two Face" aus den Batman-Comics.

Gestaltung: Kathrin Wimmer

Gast: Martin Thomas Pesl

Radiokolleg, 19. Oktober 2022, 9:30 Uhr

In Sprecher Tags Buch, Gespräch, Blitz-Bildung, Radio

WEITERSCHURKEN: GRUNDEIS – Kolumne in der Buchkultur 171

April 2, 2017 Martin Pesl
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Auch das ist Grundeis ©Fliegenfischer-Forum

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Einem freundlichen Herrn mit milde amüsiertem Blick, wie Erich Kästner einer gewesen sein muss, traut man nicht zu, dass er Gut und Böse gegeneinander ausspielt. Selbst in seinem ersten Jugendbuch Emil und die Detektive (1929) erklärt der alte Moralist, „man solle von jedem Menschen, ehe er das Gegenteil bewiesen hat, das Beste annehmen.“

Und dann beweist er tatsächlich das Gegenteil, der Mann mit dem steifen Hut, der vielleicht erste realistische Bösewicht in der Kinderliteratur. Erst schreckt er im Zug den jungen Emil Tischbein, der aus Neustadt ins unübersichtliche Berlin reist, mit futuristisch überzogenen Beschreibungen der Hauptstadt. Dann bietet er ihm Schokolade an. „Das gefiel Emil nicht sehr. Ein Mann, der Schokolade verteilt und verrückte Geschichten erzählt, ist nichts Genaues.“ Unheimliche Kinderschänder-Assoziationen sind von Kästner aber kaum beabsichtigt. Der Mann mit dem steifen Hut ist einfach ein gesuchter Bankräuber und notorischer Dieb, und als Emil eingeschlafen ist, stiehlt er ihm die bitter für die Oma ersparten 140 Mark aus der Hemdstasche. Er ist dem Emil, dessen Schülermütze laut damaliger Mode durchaus rot gewesen sein dürfte, der böse Wolf.

Nennen wir ihn Grundeis, denn so stellt er sich anfangs in aller durchtriebenen Höflichkeit vor (später wird er sich auch noch die Namen Müller und Kießling geben, korrekt ist wohl keiner davon). Wenn jemand große Angst etwa vor einer Aufgabe hat, sagt man, ihm gehe „der Arsch auf Grundeis“. Hier, mit Verlaub, macht der Grundeis einen auf Arsch. Um ihn zu stellen, braucht es zwanzig so abenteuerlustige wie pflichtbewusste Kinder mit coolen street names wie „Gustav mit der Hupe“, „der Professor“ und „Pony Hütchen“ sowie gefinkelte Verkleidungs- und Beschattungstaktiken.

Seine Persönlichkeit bleibt eher rätselhaft – die perfekte Grundlage für eine disneyhafte Überzeichnung in den mindestens acht Verfilmungen des Romans, in denen die Grundeis-Darsteller meist den irren Blick hatten, zuletzt Jürgen Vogel 2001. Fest scheint nur zu stehen, dass er keine Kinder mag. Das einzige Mal, als uns der Autor Einblicke in Grundeis’ Kopf erlaubt, entdeckt er gerade die detektivischen Kids auf dem Platz vor seinem Hotel und schnaubt verächtlich: „Wahrscheinlich Ferien.“ 

In Autor Tags Buch, Blitz-Bildung, Schurke, Kolumne

LOLITA – Blitz-Bildung im WIENER 407

December 4, 2015 Martin Pesl
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© Rowohlt

Lolita Forever

Der WIENER liest für Sie Klassiker der Weltliteratur. Diesmal: wie uns das Geständnis eines herzhaft unanständigen Mannes um den Finger wickelt

“Lolita, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden. Meine Sünde, meine Seele. Lo-li-ta: die Zungenspitze macht drei Sprünge den Gaumen hinab und tippt bei Drei gegen die Zähne. Lo. Li. Ta.”

Nymphetten. Was eine Lolita ist, weiß wohl jeder, es steht sogar im Duden. Würden wir Humbert Humbert fragen, was Lolita ist, er würde sie als Nymphette bezeichnen. Das ist sein genüsslich halbwissenschaftlicher Ausdruck für die Art Frau, der er hoffnungslos verfallen ist: für die Gerade-noch-Kinder, deren Reife gerade erst in Knospe steht. So eine Vorliebe geht natürlich gar nicht, und Humbert Humbert weiß das nur zu gut. Aber was soll er machen? Er ist halt einerseits das, was wir heute wohl einen Pädophilen nennen würden, und andererseits ein Charmeur erster Güte. Der Charmeur und das Gör: Autsch!

Lolita ist sein Kosename für Dolores Haze, die seine Lieblingsnymphette ist, schon deshalb, weil er ihr nicht nur nachlechzt, sondern sie tatsächlich erobert hat. Er heiratete ihre Mutter, um ihr nahe zu sein, die starb eines Unfalltodes (nein, er hat sie nicht umgebracht, das legt er ziemlich überzeugend dar), und dann verführte die kleine Göre ihn, nicht umgekehrt (auch das legt der Ich-Erzähler, na ja, relativ überzeugend dar).

Zu diesem Zeitpunkt sind wir bereits mitten in der perfidesten Verteidigungsrede der Literaturgeschichte. Kurzerhand zu Mitgeschworenen erklärt, sind wir gezwungen, gebannt den sprachlich geschliffenen Ausführungen eines Übeltäters zu folgen, den wir eigentlich einfach nur hassen sollten. Zeigt sich Humbert Humbert geständig? Ja. Reuig? Nein. Vladimir Nabokov hat ein Monster kreiert, und zwar eines der lesenswertesten Monster der Literaturgeschichte. Vor 60 Jahren, Ende 1955, erschien sein Roman in Paris. Er war sofort vergriffen und so gut, dass dem pikanten Thema zum Trotz zu erwartende Skandal-/Verbots-/Zensur-Aktionen ausblieben.

Wie sehr sich die Geschichte auch zum fast normalen Beziehungsdrama mit Eifersucht, Flucht, Mord und Totschlag ausweitet, immer wird sie von diesem Mann erzählt, der den galligen Sprachwitz des Vladimir Nabokov nicht einmal ablegen könnte, wenn er es wollte. Nicht zuletzt diese Ambivalenz lässt das Buch des Mannes, der zuerst auf Russisch schrieb und dessen amerikanische Sprache (hier brillant auf Deutsch wiedergegeben) den Gipfel der Virtuosität erklomm, auf mehreren Listen bester Bücher des 20. Jahrhunderts ganz weit oben stehen.


DER REIZ DER NYMPHETTE

„Lolita“ im Fleischwolf der Nachwelt

 

Filme

Nabokov schrieb eine Drehbuchadaption für den großen Stanley Kubrick, die dieser komplett umschrieb. Eine Oscarnominierung bekam Nabokov trotzdem. Der Film erschien 1962, James Mason war der schwülstig verliebte Humbert, Sue Lyon das Mädchen. Die Neuverfilmung durch Adrian Lyne 1997 galt als „skandalös“ und davon abgesehen als nicht besonders gut. Aber wer würde Jeremy Irons den grimmigen Kinderverzahrer nicht abkaufen?

 

Parodien

Lustig: Hollywood-Schauspieler und Groteskenschreiber Steve Martin verfasste die Kurzgeschichte „Lolita at 50“ und fantasiert über deren Karriere mit vielen Ehemännern. Noch lustiger: Umberto Ecos kurze Parodie „Granita“, in der ein gewisser Umberto Umberto einer alten Oma verfällt. Die Erben Nabokovs fanden eine dritte Parodie nicht so lustig: Pia Peras „Diario di Lo“, die die Geschichte aus Lolitas Perspektive erzählt. Sie wollten die Übersetzung ins Englische verbieten lassen, aber: Parodien sind erlaubt!

 

Bühne

Besonderes Glück hatte der Stoff auf der Bühne nie: Iren haben Nabokovs quasi unverwendetes Drehbuch als Bühnenstück aufgeführt, Edward Albee („Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“) schrieb ebenfalls eine eher erfolglose Stückfassung. Balette und Opern in allerlei Sprachen existieren nebeneinander, nur „Lolita! – Das Musical“ fehlt noch. In New York zeigte Richard Nelson „Lolita“ als Monolog mit dem bekannten Schauspieler Brian Cox 2009: Humbert Humbert sitzt allein in der Zelle und erinnert sich. Was ist dabei wahr, was verschwimmt?

 

Reflexion

In „Lolita lesen in Teheran“ (2003) beschreibt die iranisch-amerikanische Literaturprofessorin Azar Nafisi, wie sie im streng muslimischen Iran versuchte, Studentinnen unter anderem diese heitere Geschichte über Nymphomanie und Pädophilie näherzubringen. Wie Humbert der Lolita, so die Autorin, zwinge das iranische Regime den Iranern seinen Traum auf und mache sie damit zu einem Fantasiegebilde.


NYMPHISCHES: MARK UND BLUT UND GRÜNSCHILLERNDE FLIEGEN

Vladimir Nabokovs Humbert redet sich um Kopf und Kragen

“Seien wir korrekt und zivilisiert. Humbert Humbert gab sich große Mühe, brav zu sein. Wirklich und wahrhaftig, das tat er. Er hatte äußersten Respekt vor gewöhnlichen Kindern, vor ihrer Reinheit und Verletzbarkeit, und unter keinen Umständen hätte er die Unschuld eines Kindes angetastet, wenn die geringste Gefahr eines Skandals bestand.”
— S. 30f.
“Unter meinen huschenden Fingerspitzen fühlte ich, wie der winzige Flaum an ihrem Schienbein sich ganz leicht sträubte.”
— S. 97
“Ich bin nur der Natur gefolgt. Ich bin der getreue Spürhund der Natur. Warum also dies Grauen, das ich nicht abschütteln kann? Habe ich sie ihrer Blüte beraubt? Feinfühlige Damen Geschworene, ich war nicht einmal ihr erster Liebhaber.”
— S. 222
“Dies also ist meine Geschichte. Ich habe sie nochmals durchgelesen. Mark klebt daran und Blut und schöne grünschillernde Fliegen.”
— S. 508
In Autor Tags WIENER, Roman, Buch, Blitz-Bildung
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