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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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KOMPLEXE GEFÜHLE – Kritik aus dem Staatstheater Nürnberg in der Theater heute 1/25

December 27, 2024 Martin Pesl

Ekaterina Zeynetdinova, Stephanie Leue © Konrad Fersterer

Auch Rieke Süßkow inszeniert Eugene O’Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ in einer entschiedenen Lesart: wort-, aber nicht sprachlos in einer Instrumentalversion am Staatsschauspiel Nürnberg

Vor etlichen Jahren gab es am Burgtheater einmal eine Inszenierung von Eugene O’Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“. Andrea Breth hatte Regie geführt, Schauspielkapazunder wie August Diehl und Sven-Eric Bechtolf wateten durch eine seichte Wattmeereslandschaft. Vier Stunden zog sich wortreich das Leid der Familie Tyrone, und der Autor dieser Zeilen überschrieb seine damalige Kritik mit dem Spruch „Alles schon gesagt, aber noch nicht von allen“. 

Zu einem ähnlichen Schluss dürfte die Regisseurin Rieke Süßkow gekommen sein, als sie den Text des US-amerikanischen Dramatikers (1888–1953) für ihre zweite Inszenierung am Schauspiel Nürnberg vorgelegt bekam. Nun kennt man das ja vielleicht von intensiven Streits mit den Lieben: Alle meinen es gut, man versucht, komplexe Gefühle auszudrücken und sich verständlich zu machen, die Nacht nimmt kein Ende, obwohl allen Beteiligten dämmert, dass es am besten wäre, jetzt nichts mehr zu sagen und schlafen zu gehen. Da nutzt es auch nichts, dass die Psychoanalyse uns schon seit über hundert Jahren vieles über uns selbst bewusst macht. 

„Long Day’s Journey Into Night“, ein Familiendrama für vier Personen (eigentlich fünf, nur wird das Hausmädchen meist gestrichen – Andrea Breth bildete auch hier die Ausnahme), spiegelt das Schicksal des US-amerikanischen Autors selbst. 24-jährig lehnte sich O’Neill gegen seinen autoritären Vater auf, ebenso tut dies im Stück der jüngere Sohn Edmund, und auch das Jahr 1912 ist gleich. Als O’Neill das sehr persönliche Werk niedergeschrieben hatte, verfügte er, es möge erst 25 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden. Seine Witwe genehmigte die Uraufführung dann aber bereits 1956. Sie traf einen Nerv: „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ ist bis heute der meistgespielte O’Neill. Gerade in Europa kehrt er in Wellen immer wieder und inspiriert ausgeprägte Regiehandschriften.

Besonders radikal ist jene von Rieke Süßkow – selbst für ihre eigenen Verhältnisse. Süßkows Nürnberg-Debüt, das Werner Schwabs Fäkaliendrama „ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM“ ins Milieu der Schießbudenfiguren verlagerte, hatte die einzigartige Sprache des Grazer Autors zum Glänzen gebracht und dem Haus seine erste Einladung zum Theatertreffen beschert. Im „Theater heute“-Jahrbuch 2024 äußerte die Regisseurin dann ihre Verärgerung darüber, dass die Theater zu Textmuseen verkommen.

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In Autor Tags Theater, Kritik, Theater heute, Bayern, Deutschland

IDENTITÄT: WEISS NICHT – Nachtkritik aus dem Residenztheater München

November 22, 2024 Martin Pesl

Lisa Wagner © Birgit Hupfeld

Robert Ickes an heutigen Identitätsdiskursen geschärfte Schnitzler-Bearbeitung "Die Ärztin" macht weiter die Runde. Regisseur Miloš Lolić hat das Stück jetzt am Residenztheater München inszeniert und zeigt, wann Identität eine Rolle spielt.

22. November 2024. Seit der Brite Robert Icke seine Arthur-Schnitzler-Bearbeitung "Die Ärztin" Anfang 2022 selbst am Wiener Burgtheater inszenierte, macht das Drama die Runde im deutschsprachigen Raum. Häusern wie der Burg gibt es die Möglichkeit, zu zeigen: Schaut her, wir haben ein diverses Ensemble. Icke nimmt die Handlung von Schnitzlers "Professor Bernhardi" – ein jüdischer Arzt, der einem katholischen Priester den Zugang zu einer sterbenden Sepsispatientin verweigert, wird Opfer antisemitischer Intrigen – und versetzt ihr in unserer schwierigen Ära identitätspolitischer Schlachten ein paar zusätzliche Drehs.

Dabei spielt Robert Icke geschickt mit einem Meta-Mittel, das in der angloamerikanischen Theaterwelt längst üblich ist, bei uns allerdings noch für Irritation sorgt: der "farbenblinden" Besetzung. Während Frauen mittlerweile recht umstandslos Männerrollen spielen und umgekehrt, wollen gerade in "realistischen" Dramen immer noch optische Illusionen aufrechterhalten werden. Blutsverwandtschaft etwa: Kann eine PoC die Tochter zweier Weißer spielen? Theoretisch natürlich. In der Praxis kommt es kaum vor.

Kluge Auswüchse des Diskurs

Deshalb dauert es in der Regel, bis beim Publikum der Groschen fällt: Dass Cathrin Störmer einen Arzt namens Michael spielt, okay. Aber als nach exakt einer Stunde erstmals erwähnt wird, der betroffene Priester sei ein Schwarzer gewesen, geht auch im Münchner Cuveillèstheater verlässlich ein existenzielles Raunen durch den Saal. Denn Thomas Reisinger ist ein weißer Schauspieler, der bald darauf auch als Vater der verstorbenen Patientin auftritt, und der ist ... weiß man nicht. Identität, das zeigt uns Icke klug auf mehreren Ebenen, spielt eben erst eine Rolle, wenn sie angesprochen wird.

Weiterlesen …

In Autor Tags Theater, Kritik, Nachtkritik, München, Bayern

KULTUR HEUTE – Radiokritik aus dem Bayerischen Staatsschauspiel im Deutschlandfunk

November 17, 2024 Martin Pesl

© Birgit Hupfeld

Die Mehlreisende Frieda Geier ist sichtlich nervös. Es ist ein Kampf als beruflich selbstständige Frau in den späten Zwanzigern im bayerischen Provinzstädtchen. Die müden, aber wachsamen Augen der Schauspielerin Liliane Amuat erscheinen in Großaufnahme auf dem roten Plastikvorhang vor der Rondellbühne im Marstall-Theater. Dank geschickter Lichttricks erkennen wir Amuat als Frieda hinter dem Vorhang, die Live-Kamera ist auf ihren Kopf gerichtet.

Frieda: Frieda muss gegen lauter Männer antreten, die ihre Kollegen sind. Man muss seinem Vordermann scharf auf die Hacken steigen, sonst wird man in die Peripherie gedrängt, wo man verhungert. Der Absatz stockt, zu viele laufen mit in der Branche. Das oberste Gebot eines jeden: Er darf sich nicht in die Lage eines anderen versetzen: Mitgefühl lähmt.

Dennoch verliebt sich Frieda – in einen Möchtegern-Tabakwarenhändler und Hobbysportler, gespielt von Thomas Lettow. Als Krauler und Rettungsschwimmer ist Gustl Gillich „Eine Zierde für den Verein“ und gibt Marieluise Fleißers Roman seinen finalen Titel. Den haben auch Regisseurin Elsa-Sophie Jach und Dramaturgin Constanze Kargl für ihre Bühnenfassung übernommen, samt der Unterzeile „Vom Rauchen, Sporteln, Lieben und Verkaufen“.

Frieda: Ich will nicht länger hier drinnen stehen. Das sieht ja aus, als ob wir uns ein Rendezvous in deinem Laden geben.

Gustl: Geben wir uns denn kein Rendezvous?

Frieda: Doch nicht hier in deinem Laden. Ich begreife nicht, dass du nicht den Unterschied siehst.

Gustl: Gustl seufzt – und lernt den Unterschied sehen.

(Publikum lacht.)

Weiterhören hier:

Kultur heute
Moderation: Jörg Biesler
Sonntag, 17. November 2024, 17:30 Uhr, Deutschlandfunk

In Autor, Sprecher Tags Theater, Kritik, München, Bayern, Deutschlandfunk

FAZIT – KULTUR VOM TAGE – Live-Kritik aus dem Bayerischen Staatsschauspiel auf Deutschlandfunk Kultur

November 16, 2024 Martin Pesl

Auftrag

Kritik der Premiere „Eine Zierde für den Verein“ im Gespräch mit Britta Bürger

Auftraggeber

Deutschlandfunk Kultur

Projektinfo

Der Tabakwarenhändler und lokale Schwimmstar Gustl Gillich verliebt sich in Frieda Geier, eine durch die Provinz reisende Vertreterin und als solche Einzelkämpferin in einer Männerdomäne. Als Gustl jedoch in der Liebe ein Geschäftsmodell und in Frieda eine billige Arbeitskraft entdeckt, wird er von ihr verlassen und findet Trost in Frauenhass und Männerbündelei. Dabei nimmt Marieluise Fleißer in der Darstellung des ungleichen Paars autobiografische Anleihen bei ihrer Ehe.

Fleißer, die von Feuchtwanger und Brecht entdeckt und von Fassbinder und Kroetz wiederentdeckt wurde, gilt Jelinek als die «größte Dramatikerin des 20. Jahrhunderts». In ihrem einzigen Roman erzählt die «Fleißerin» in ihrer die Wirklichkeit verdichtenden, harten Sprache vom «Rauchen, Sporteln, Lieben und Verkaufen». In einer Atmosphäre sozialer und politischer Unruhe zur Zeit der Weltwirtschaftskrise und vor der Machtergreifung durch die nationalsozialistische Partei zeigt sie den Zusammenhang von Milieu und Politik, denn «alle weben an einem Muster, das in der Gegenwart gewebt wird, aber noch nicht gelesen. Erst die Zukunft bringt die echte Bedeutung hinein». In diesem Sinn mag man Fleißers Prosa in Zeiten, in denen es erneut zu antisemitischen Übergriffen kommt, toxische Männlichkeit floriert und Frauenrechte wieder neu zu verteidigen sind, als Aufruf zur Wachsamkeit verstehen. Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach legt mit ihrer Bühnenbearbeitung von Fleißers Roman den Fokus erneut auf eine weibliche Erzählstimme.

Fazit – Kultur vom Tage
Moderation: Britta Bürger
Samstag, 16. November 2024, 23:05 Uhr, Deutschlandfunk Kultur

In Sprecher Tags Theater, Kritik, Deutschlandfunk Kultur, Bayern, München
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