Gerade im Alter wagte die Schauspielerin Elisabeth Orth einige Experimente. Nun ist die Doyenne des Burgtheaters verstorben.
Der Tod hat wieder einmal ein seltsames Timing. Just am Tag vor der Premiere des Stückes „Burgtheater“ ist Elisabeth Orth gestorben. Elfriede Jelineks Posse setzte sich in den 1980er-Jahren mit möglichen NS-Verstrickungen von Orths Eltern auseinander, Paula Wessely und Attila Hörbiger. Das Stück wird nun erstmals im Burgtheater aufgeführt, jenem Haus, dem auch die Tochter Elisabeth Orth über ein halbes Jahrhundert lang eng verbunden war.
Zur Vergangenheit ihrer Eltern und zu Jelineks Text hat sich Orth mehrfach differenziert geäußert, sie begrüßte die damit verbundene Aufarbeitung ausdrücklich. Die Hörbiger-Wesselys sind die wahrscheinlich berühmteste Schauspielerdynastie im deutschsprachigen Raum.
Obwohl sie den gleichen Beruf ergriff wie ihre Schwestern Maresa und Christiane Hörbiger, wählte die 1936 in Wien geborene Elisabeth den Mädchennamen ihrer Großmutter als Künstlernamen für die Karriere. Die Eltern standen dieser skeptisch gegenüber. Aus dieser Tochter, fanden sie, sollte eine ihnen zuarbeitende Filmcutterin werden, die aber absolvierte – mit Erfolg – die Aufnahmeprüfung am Max-Reinhardt-Seminar.
1965 debütierte Elisabeth Orth am Burgtheater als Luise in Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“. Bereits im Alter von 32 Jahren wurde sie Kammerschauspielerin, bald darauf festes Ensemblemitglied. Über 80 Rollen übernahm sie hier, dazu kamen Film- und Fernsehauftritte. So moderierte sie etwa zehn Jahre lang die ORF-Sendung „Schatzhaus Österreich“.
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