Der neue Pynchon? Na ja. Bitte aber trotzdem lesen!
Seit Jahrzehnten hat ihn niemand gesehen, aber er scheint noch zu leben: Der legendäre Thomas Pynchon, mysteriösester und vielleicht wichtigster Romancier der US-Literatur, hat mit 88 einen neuen Roman herausgebracht, den ersten seit „Bleeding Edge“ vor zwölf Jahren. Das allein gilt es schon einmal zu preisen, um dann in weiterer Folge festzustellen: „Schattennummer“ ist mehr gaga als gut. Das heißt nicht, dass man die 400 Seiten nicht lesen sollte. Man sollte, und sei es nur, um die gebündelten Anstrengungen der renommierten Übersetzer Nikolaus Stingl und Dirk van Gunsteren zu würdigen. Sie haben das Unmögliche gewagt, Pynchons wortspielreich-flapsige Dialoge und ganz gegen den Noir-Stil im Präsens verfasste Narration in ein ähnlich cooles Deutsch zu übertragen, und dabei keine unweigerliche Peinlichkeit gescheut. Sogar die zahlreichen Songtexte reimen sich irgendwie und klingen wie übelster Schlager-Trash – das reinste Vergnügen.
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