Juli Zeh und ihr kokainbeschneites Debüt: Juli Zeh ist 50 geworden, ihr erster Verlag 30. Gründe genug für Schöffling & Co., den verstörenden Debütroman der Autorin und Juristin einmalig neu herauszugeben.
Als „Adler und Engel“, der erste Roman der studierten Juristin Juli Zeh, 2001 erschien, war das war lange vor Trump, Ukraine-Krieg und Polykrise. Es war einige Jahre vor der EU-Osterweiterung und ein paar Wochen vor 9/11. Die Welt als ganze sah noch relativ gut aus, es waren ihre einzelnen Bewohner:innen, die sich literaturreif in massivste Unglücke zu stürzen vermochten. Gerade 27-jährig verstand Zeh es, mit brutaler Beiläufigkeit über Gewalt und Drogenexzesse zu schreiben, bestens inspiriert vom „Fight Club“-Vibe der späten Neunziger.
Bei der neuerlichen Lektüre in der Gegenwart wirkt es ironischerweise noch viel ärger, wie Zehs Ich-Erzähler, der Anwalt und Völkerrechtsexperte Max, uns in seine Geschichte hineinholt. Der Radiomoderatorin Clara, die ihn in seiner Leipziger Wohnung aufsucht, um mehr über ihn und den Selbstmord seiner Freundin Jessie zu erfahren, verpasst er gleich einmal eine heftige Ohrfeige. Clara aber zeigt sich mit einer verstörenden Selbstverständlichkeit davon unberührt, will sie Max doch unbedingt als Studienobjekt für ihre Diplomarbeit im Fach Psychologie gewinnen.
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