Theaterstücke hat Franz Kafka nicht geschrieben. Aber im Kafka-Jahr 2024, 100 Jahre nach dem Tod des Weltautors, adaptieren Theater allerorten seine Texte. Besonders beliebt: "Der Prozess", der sich dank der Dialoge gut fürs Schauspiel eignet. Jetzt kam er in Ulm auf die Bühne.
4. Mai 2024. Dialoge. Und keine fest vorgegebene Szenenfolge, da der Roman unvollendet ist: Zwei Gründe, die Kafkas "Der Prozess" für Adaptionen am Theater attraktiv machen. In Ulm leitet Regisseur Malte Kreutzfeldt seine Fassung mit der Parabel "Vor dem Gesetz" ein, der Geschichte vom Mann, der sein Leben lang auf Einlass durch einen Türhüter wartet.
In existenzialistisch grauer und schwarzer Kleidung und durch Statisterie zahlenmäßig verstärkt, sprechen die Schauspieler:innen abwechselnd die kurze Erzählung. An deren Ende drängt Frank Röder in den Vordergrund und übernimmt die Rolle des Mannes und fortan auch die Josef K.s.
Kafka am Bande
So kann es denn losgehen mit dessen morgendlicher Verhaftung durch zwei Wächter. Auch das kurze Laufband unter Röders Füßen geht nun in Betrieb. Es hält bis kurz vor Schluss nicht an, und er verlässt es nicht, mehr als eineinhalb Stunden lang. Je nach Gefährlichkeit einer Szene wird das Band mal schneller, mal langsamer und bringt den Protagonisten gehörig ins Schwitzen. Die anderen Spieler:innen ziehen ihn an und aus, schütteln ihm die Hand und stecken ihm Dinge in den Mund. Sie schleppen Requisiten herbei und räumen sie wieder weg.