Mehrere Jahre lang wurde für diesen Abend recherchiert: Über toxische Strukturen, Übergriffigkeiten und Machtmissbrauch im Theaterbetrieb. Nun zeigt Regisseur Felix Hafner als Ergebnis eine Inszenierung, bei der Journalismus und Kunst ineinanderfließen. Voll im Trend also.
5. April 2024. Recherchetheater ist zwar nichts ganz Neues, doch in Österreich wirkt es, als käme die Form hier gerade erst so richtig an, mit voller Wucht. Zu gefühlt jedem Thema, das die Schlagzeilen dominiert, gibt es das passende Stück – und Elfriede Jelinek hat nicht einmal ihre Finger im Spiel.
Kunst und Journalismus fallen in eins
Oft macht der Zufall die Aktualität: Calle Fuhr und "Dossier" arbeiteten an ihrem Benko-Abend lange vor der Signa-Pleite. Nächste Woche hat eine vor zwei Jahren konzipierte freie Produktion über den Wirecard-Skandal Premiere in Wien, prompt steht Jan Maršálek wieder in der Zeitung. Und im Kosmos Theater adressiert das Institut für Medien, Politik & Theater den Machtmissbrauch in der Kultur wenige Wochen nach dem Erscheinen der NDR-Doku "Gegen das Schweigen".
Für seine "Nestbeschmutzung" hat das Team – Regisseur Felix Hafner, Dramaturgin Jennifer Weiss und Journalistin Anna Wielander – selbst drei Jahre lang recherchiert, statt mit einem bestimmten Medium zusammenzuarbeiten. Es gibt auch keine begleitende Reportage oder dergleichen, das künstlerische Produkt, verkörpert durch drei Schauspieler:innen, ist gleichzeitig auch das journalistische.